Um sich über die Situation des Oberndorfer SRH Krankenhauses ein Bild zu machen, traf sich der FDP-Landtagsabgeordnete Daniel Karrais nun mit der Geschäftsführerin Blerta Muqaku und dem SRH-Gesellschaftsvertreter Werner Stalla. Begleitet wurde er vom stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der FDP-Bundestagsfraktion Michael Link sowie der lokalen FDP-Europakandidatin Maximiliane Scheidel. Dem voraus gegangen war ein Brief des früheren Geschäftsführers Andor Toth an den Landtagsabgeordneten Karrais, in welchem die wirtschaftlich schwierige Lage für kleinere Krankenhäuser angemahnt wurde. „Derzeit finden die Beratungen zur Krankenhausreform des Bundes statt. Da ist es gut noch Einblicke zu erhalten“, so Karrais.
Wie der Kabinettsbeschluss zur geplanten Krankenhausreform bei den Verantwortlichen vor Ort gesehen werde und an welchen Stellen es noch Nachbesserungsbedarf gebe, wollten die Abgeordneten wissen. „Insgesamt begrüßen wir die geplante Reform, diese kommt allerdings fünf Jahre zu spät,” sagte Werner Stalla, Leiter des Gesundheitsbereichs der SRH. Die Ansätze seien gut, aber es gebe an einigen Stellen Nachbesserungsbedarf. So messe der Entwurf beispielsweise der Versorgung im ländlichen Raum weniger Bedeutung bei. Bei Umsetzung der bislang geplanten Maßnahmen bestehe die Befürchtung, dass viele kleinere Krankenhäuser im ländlichen Bereich schließen müssen und sich somit nicht nur die Fahrtstrecken für die Bevölkerung vergrößern, sondern auch die wohnortnahe Versorgung insgesamt leidet.
„Um weiterhin eine adäquate wohnortnahe Versorgung zu gewährleisten, muss es ein abgestimmtes Netzwerk an Krankenhäusern geben. Baden-Württemberg ist hier mit seinen 200 Krankenhäusern bereits sehr gut aufgestellt“, so Stalla. „Die Krankenhauslandschaft in Deutschland ist sehr unterschiedlich, daher passt eine einheitliche Reform nicht wirklich. Man muss vor allem die regionalen Gegebenheiten berücksichtigen und bei der Krankenhausversorgung nicht in Kreisgrenzen denken, sondern die Versorgung in der Fläche sicherstellen,” stimmte der Heilbronner FDP-Bundestagsabgeordnete Link zu. Er sieht hier die Verantwortung auch bei den Ländern. Bemängelt wurde seitens SRH, dass die Krankenhäuser bei der Erarbeitung des Entwurfs vom Bundesgesundheitsministerium nicht miteinbezogen wurden.
Landespolitiker Karrais betonte die Notwendigkeit die kleineren Krankenhäuser zu erhalten. „Für die Patientinnen und Patienten in unserem Land steht viel auf dem Spiel, es geht um die Aufrechterhaltung einer guten stationären Gesundheitsversorgung. Im Landtag setzen wir uns daher für eine Überarbeitung der Landeskrankenhausplanung ein, denn der aktuelle Plan, der noch aus dem Jahr 2010 stammt, muss dringend reformiert werden. Corona hat gezeigt, wie wichtig eine breite Versorgung sein kann,” berichtete Karrais.
Blerta Muqaku, die Anfang Mai dieses Jahres die Geschäftsführung des SRH Krankenhauses übernommen hat, sprach ein weiteres für die SRH wichtiges Thema an: „Was uns aktuell zu schaffen macht, ist der Fachkräftemangel. Wir setzen uns stark im Bereich Auszubildendengewinnung und Mitarbeiterbindung ein, aber dennoch fehlt qualifiziertes Personal.” Das von der Bundesregierung verabschiedete Fachkräfteeinwanderungsgesetz komme gut an, da dadurch ausländische Fachkräfte angeworben werden. Die Anerkennungsverfahren seien aber noch zu langwierig und kompliziert. Dem stimmte auch Karrais zu: „Es kann nicht angehen, dass wir qualifizierte Arbeitskräfte im Land haben, die aber erst nach zwei Jahren oder sogar mehr anfangen können zu arbeiten. Die bürokratischen Verfahren müssen dringend entschlackt und beschleunigt werden.” Michael Link fügte hinzu: „Außerdem müssen wir unsere extrem hohen Standards an manchen Stellen anpassen, sonst können wir die anstehenden Probleme nicht lösen” und versicherte, dass sich die FDP auf Bundesebene dafür einsetzen werde.