Auch Bäcker haben mit Lockdown zu kämpfen/Hilfen kommen nicht an/Brandbrief von Bäckerei
Im Rahmen seiner Wahlkampftour durch die Kommunen und Ortschaften im Wahlkreis machte FDP-Abgeordneter und –Kandidat Daniel Karrais Station in Villingendorf. Karrais bietet derzeit in allen größeren und kleinen Ortschaften ein Vor-Ort-Gespräch an, zu dem Interessierte eingeladen sind.
Beim Stammhaus der Landbäckerei Geiger in Villingendorf sprach Karrais mit dem Eigentümer und Bäckermeister Ralf Geiger über die Situation des Traditionsbetriebs. „Wir machen in unseren Filialen einen großen Teil des Umsatzes mit dem Gastronomieangebot. Das fällt jetzt schon seit November komplett weg,“ steigt Geiger direkt ein. Er sei sehr verärgert über die Politik des Bundes und des Landes in Bezug auf die Corona-Pandemie. „Die November- und Dezemberhilfen sind immer noch nicht da und reichen bei weitem nicht aus, um die Verluste zu decken. Jeder Tag bringt große Einbußen mit sich,“ berichtet der Bäckermeister, der seit 1994 den Betrieb in der zweiten Generation leitet. Er verstehe, dass etwas getan werden müsse, aber man dürfe dann nicht die geschlossenen Betriebe so im Stich lassen, gibt Geiger zu verstehen. „2020 haben wir einen mittleren sechsstelligen Betrag an Umsatz verloren, aber nur 75.000 Euro Hilfen bekommen. Die Differenz musste als Kredit aufgenommen werden,“ erklärt Geiger eindrücklich.
Ein weiteres Problem sei, dass ein Teil der Hilfen auf Krediten basiere. Die müsse man aber erst Mal wieder durch den Normalbetrieb reinholen. „Wenn man mit einem Kredit investiert, bekommt man das normalerweise wieder rein. Die Hilfskredite gehen aber für die Verluste drauf und müssen natürlich später auch bedient werden,“ macht er deutlich.
Geiger wolle sich in einem Brandbrief an die Politik wenden. In diesem lege er die extremen finanziellen Belastungen bei gleichzeitig hohem Arbeitseinsatz dar.
Der Landespolitiker Karrais zeigte großes Verständnis für Geigers Ärger. „Ich könnte als Wirtschaftsminister nachts nicht mehr schlafen, wenn ich wüsste, dass zahlreiche betroffene Betriebe ganz oder teilweise schließen müssen, aber die Ausfälle nicht ersetzt bekommen,“ sagt er kopfschüttelnd. Seine Partei habe eine Rücküberweisung gezahlter Steuern vorgeschlagen, um einen unkomplizierten Geldfluss zu ermöglichen. Dies wurde jedoch abgelehnt.
Wichtig sei, dass man endlich klare Öffnungsperspektiven aufzeige, um Planbarkeit herzustellen. Schleswig-Holstein habe hier auf Druck der FDP in der Regierung schon vorgelegt, so Karrais. „Unser Ministerpräsident hat keine Strategie außer zu warten, bis alle geimpft sind. Wir müssen aber jetzt langsam mit vorsichtigen Öffnungen beginnen. Die Leute in den Betrieben wollen ihre Arbeit machen und nicht alimentiert werden. Und das Alimentieren klappt nicht Mal richtig,“ ärgert sich der Rottweiler Abgeordnete. Auch in anderen Branchen sei das Verhältnis von Hilfen zu Umsatzverlusten geradezu lächerlich, findet Karrais. „Da bekommen manche gerade Mal acht Prozent ihres Verlusts und nicht die versprochenen 75 Prozent,“ berichtet Karrais von seinen Erfahrungen aus dem Kreis.
Karrais und Geiger machen sich beide Sorgen um die Schlussrechnung für die Gesellschaft, angesichts der katastrophalen wirtschaftlichen Bedingungen. „Die gigantischen Aufwendungen werden zum Teil verpuffen, Arbeitsplätze gehen verloren und wer zahlt das dann zurück?“ fragt sich Geiger.
Im weiteren Verlauf des Gesprächs ging es um die zunehmende Bürokratie und Auflagen, die es einem Betrieb immer aufwendiger machten aktiv zu sein. Das bekannteste Beispiel sei die Kassenbon-Pflicht gewesen, so Geiger. Auch Karrais erinnerte: „Letztes Jahr habe ich mal einen Morgen hinter der Bäckertheke gestanden. Da hat sich gezeigt, dass das für die Bäcker große Kosten mit sich bringt, aber kaum Nutzen hat.“ Dennoch waren sich Karrais und Geiger einig, dass dies im Vergleich zu den Herausforderungen durch den Lockdown ein kleines Problem sei.