Gäubahn zur Lebensader der Region entwickeln

Gäubahn

Der Kreis Rottweil und seine Städte und Gemeinden ist mit einer sehr guten Verkehrsanbindung an die Metropolregionen Zürich und Stuttgart gesegnet. Auf der A81 kommen wir schnell nach Nord und Süd, wo die zahlreichen Firmen sitzen, die unsere Produkte weiterverarbeiten oder kaufen. Viele erreichen über die A81 aber auch die Arbeitsstelle im Raum Stuttgart oder am Bodensee. Warum fängt ein Blogbeitrag zur Gäubahn mit einer Autobahn an? Weil die Autobahn unseren Ansprüchen nicht gerecht wird. Staus, unzureichender Ausbau und nachhaltig ist der Autoverkehr auch nicht.

Unter einer Stunde nach Stuttgart? Wozu denn?

Die Region braucht eine Alternative zur Straße, die ihren Namen auch verdient. Wie wäre es denn, wenn wir in unter einer Stunde von Rottweil, Oberndorf oder Sulz nach Stuttgart-Mitte oder zum Flughafen kämen? Ich glaube, das wäre ein gigantischer Gewinn. Nicht nur, dass man das Auto (am Bahnhof) stehen lassen kann, man kann die Fahrzeit sinnvoll nutzen, um zu lesen, zu arbeiten oder sich Serien reinzuziehen.

Mit einer kürzeren Fahrzeit wäre der Kreis Rottweil selbst für Leute, die in Stuttgart arbeiten attraktiver als Wohnort. Junge Leute aus unserer Gegend müssten nicht wegziehen, sie können hier bleiben und z.B. im Ehrenamt wirken. Denn sogar im Großraum Stuttgart mit exorbitanten Wohnpreisen braucht man gerne mal 45 Minuten zum Arbeitsort mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder Auto mit Stau. Was heute zu lange dauert, wäre mit einem vernünftigen Gäubahnausbau eine echte Option.

Innovation braucht eine leistungsfähige Infrastruktur

Nicht nur wegen der Privatleute ist die Gäubahn interessant. Die Wirtschaft braucht ebenso schnelle Anbindungen an die zentralen Bahn- und Verkehrsknoten. Dienstreisen können so effizienter gestaltet werden. Für den Güterverkehr ist die heutige Gäubahn weitestgehend unbrauchbar. Ein von der Wirtschaft gefordertes Güter-Terminal in Deißlingen wurde jüngst wegen zu geringem Potential auf der Strecke auf Eis gelegt. Neben den Personenzügen, die sich auf der eingleisigen Strecke im Weg rumstehen, hätten zusätzliche Güterzüge einfach keinen Platz. Dabei ist bei vielen Spediteuren der Schienentransport eine Sehnsucht des eigenen Tuns. Effiziente Logistik nutzt die Schiene komplementär zur Straße.

Güterverkehr über die klimaneutrale Schiene und über weite Strecken bis ins ferne Ausland, wäre für viele unserer innovativen Exportfirmen ein Plus.

Rettung naht – der Deutschlandtakt und die Gäubahn

Man glaubt es kaum. Zu jeder vollen und jeder halben Stunde soll in den zentralen Bahnknoten, wie Stuttgart, Ulm, Frankfurt & Co. ein Fernzug abfahren. Was hat das mit uns hier im Kreis Rottweil zu tun, mag man sich fragen. Eine ganze Menge! Der Deutschlandtakt denkt die Infrastrukturplanung vom Fahrplan her und nicht von unkoordinierten politischen Rufen nach einem Ausbau von Infrastruktur. Und dieser Fahrplan gebietet, dass die Bahn-Achse Stuttgart-Zürich schneller werden muss und zwar um ungefähr 10 Minuten. Klingt wenig, löst aber eine Menge Investition in die Zweigleisigkeit aus und damit auch die Zuverlässigkeit.

Was ist geplant?

Ein Fildertunnel soll von Böblingen zum Flughafen gebaut werden und so den Flughafen schnell anbinden. Dieses Projekt ist fraglich, aber ein wichtiger Ansatz.

Nördlich von Horb soll die Strecke mit 200 km/h befahrbar gemacht werden und somit die volle Leistung der IC-Züge nutzbar machen.

Bei Sulz soll eine Neckarschlaufe abgekürzt werden mit einem Tunnel.

Nördlich von Oberndorf soll ein zweigleisiger Ausbau bis Grünholz erfolgen, sodass sich die Züge dort ohne aufeinander zu warten kreuzen können.

Zwischen Epfendorf und Rottweil sollen vier ohnehin sanierungsbedürftige Tunnel durch eine Neubaustrecke Epfendorf-Rottweil ersetzt werden. Auch das schafft eine Zweigleisigkeit.

Wie realistisch ist das?

Zweifelsohne: Tunnel sind teuer und ein Ausbau ebenso. Fakt ist auch, dass man schon seit 70 Jahren über einen Ausbau der Gäubahn spricht, nachdem Frankreich das zweite Gleis als Reparationszahlung abgebaut hatte. Seit dem Vertrag von Lugano, der eine Verkürzung der Fahrzeit Stuttgart-Zürich auf 135 Minuten vereinbart hatte, hat sich auf deutscher Seite nichts getan. Dabei wäre sogar die Schweiz dazu bereit einen Teil des Gäubahnausbaus auf deutscher Seite mit zu finanzieren, was bisher aber nicht fruchtete. Viele Politiker kamen und gingen und konnten den Ausbau nicht deutlich voranbringen. Ein erster Lichtblick ist der Ausbau zwischen Horb und Neckarhausen.

Jetzt ist aber neue Musik drin in den Plänen die Gäubahn zu verbessern. Der bundesweit gültige Deutschlandtakt funktioniert nur, wenn alle Streckenabschnitte darauf abgestimmt sind. Stand heute ist das bei der Gäubahn nicht der Fall und darum gibt es auch die neuen Planungen. Der Deutschlandtakt kommt, so viel ist sicher. Deshalb stehen die Chancen des längst überfälligen Ausbaus so gut, wie nie zuvor. Man darf aber auch nicht zu viel erwarten. Die Dauer des Ausbaus beträgt mindestens 10 Jahre. Es lohnt sich aber trotzdem sich für den Ausbau stark zu machen. Ich halte es sogar für eine der drängendsten Aufgaben für Politiker unserer Zeit. Ich will es anpacken und ich habe das Ziel, das die Ausbauplanung in Zement gegossen wird und ein Fahrplan da ist, wie der Ausbau von statten gehen kann. Die Lebensader für die Region, die Gäubahn, hat seit 70 Jahren eine Gefäßverstopfung (Arteriosklerose). Wer sich etwas auskennt, weiß, dass das lebensgefährlich sein kann. Macht man eine Ader aber wieder frei und durchlässig, steigt die Leistung, die man vollbringen kann. Diese Leistung brauchen wir, damit unsere Region stark bleibt.