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Homeoffice und die Umsetzbarkeit im produzierenden Gewerbe

Im Zuge der Corona-Pandemie geisterte auch immer mal wieder das Thema der Homeoffice-Pflicht in den Medien umher. Welche Rolle Homeoffice, vor allem jedoch auch die Umsetzbarkeit im produzierenden Gewerbe spiele, darüber tauschten sich der FDP-Landtagsabgeordnete Daniel Karrais, Bürgermeister Marcus Türk, der Geschäftsführer der Firma SK Scheidel Kunststoffe, Eberhard Scheidel sowie die Leiterin der Abteilung Marketing und E-Commerce, Maximiliane Scheidel aus. Das Unternehmen wurde bereits 1989 gegründet. Hierbei hat sich das Unternehmen auf den Handel von Kunststoffen und Glas sowie auf die Bearbeitung von Kunststoffen spezialisiert. 1993 fand die Verlagerung des Standortes nach Villingendorf statt. Scheidel und sein Team haben zu Beginn der Pandemie im März 2020 rasch geschalten und Schutzschilde, also einen Spuckschutz aus Plexiglas, entwickelt. Dieses Produkt sei auch heute, nach fast einem Jahr, immer noch der Dauerbrenner. „Unsere Produkte findet man nicht nur regional. Wir haben ebenfalls Abnehmer in München, Stuttgart oder auch Köln,“ so Scheidel über seinen Verkaufsschlager.

Um die Mitarbeiter in jener Zeit zu schützen habe man schnell reagiert. So habe man zeitweise in einen Zweischichtbetrieb gewechselt, um die Anwesenheit der Mitarbeitenden zur entzerren. Eine weitere Maßnahme zum Schutz der Mitarbeitenden war das Betretungsverbot für externe Fahrer. „Wir haben Toilettencontainer besorgt, die eben jenen Fahrern zur Verfügung gestellt wurden, die unsere Firma nicht mehr betreten durften,“ erklärte der Geschäftsführer. Im Haus selbst gilt eine FFP2-Maskenpflicht. Im nächsten Zuge wurden die Vertriebler ins Homeoffice versetzt. Dennoch sei es so, dass nicht jeder Arbeitnehmer so einfach ins Homeoffice wechseln könne. Scheidel erklärte: „Wir hantieren hier zum Teil mit sensiblen Daten, die das Haus nicht verlassen können.“ Darum habe man an den Arbeitsplätzen die selbst entwickelten Schutzschilde installiert, um die Sicherheit zu erhöhen. Der Geschäftsführer und die Leiterin der Marketingagentur empfänden es daher auch für fragwürdig, wenn über eine Homeoffice-Pflicht debattiert werde. „Wir haben viel Arbeit in unser Hygienekonzept gesteckt. Uns als Arbeitgeber ist ein wichtiges Anliegen unsere Mitarbeiter zu schützen.,“ so Maximiliane Scheidel. Am 11. Januar habe man zudem Corona-Schnelltests für alle Mitarbeitenden angeboten, um den Betrieb im neuen Jahr beruhigt aufnehmen zu können.

Daniel Karrais, Abgeordneter der FDP/DVP Fraktion im Landtag von Baden-Württemberg, pflichtete den Scheidels bei. „Man muss Arbeitgebern und Arbeitnehmern schon zutrauen, verantwortungsvoll mit der Situation umzugehen und zu entscheiden, ob Homeoffice sinnvoll oder überhaupt möglich ist. Besonders im produzierenden Gewerbe ist Homeoffice schlichtweg keine Option,“ so Karrais. Er finde es wichtig, dass man in den Schutz seiner Mitarbeiter investiere. Das sehe man bei den Scheidels jedoch eindeutig. „Als ich das Gebäude betreten habe, wurde direkt Fieber gemessen. Es gibt überall den eigens entwickelten Spuckschutz und ich habe keinen Mitarbeiter ohne Maske gesehen,“ berichtet der Abgeordnete. Er führt aus: „Für mich zeigen die Scheidels ganz klar, wie es gehen kann. Eine Bevormundung durch die Politik wäre hier mehr als fehl am Platz.“ Für Arbeitnehmer mit Kind haben es die Scheidels zudem möglich gemacht die Arbeitszeiten flexibel zu gestalten. Für Karrais ganz klar ein Vorzeigeunternehmen.

Insgesamt betrachte Scheidel die Entwicklungen der Corona-Pandemie mit Sorge. „Der Zickzackkurs der Politik tut niemandem gut. Zudem nimmt die Liquidität bei unseren Kunden ab, das merkt man,“ berichtete der Geschäftsführer. Dass Click und Collect erst im neuen Jahr erlaubt wurde, empfindet Scheidel als Fehlentscheidung. Und auch das Vorgehen bei der digitalen Bildung mahnt der Unternehmer an. „Wir wissen bereits seit einem Jahr, wo es hakt und was wir dringend benötigen, um guten digitalen Unterricht anbieten zu können und dennoch bricht der Server am ersten Tag zusammen,“ so Scheidel. Dass hier etwas gewaltig schieflaufe müsse man doch spätestens jetzt gemerkt haben.

Daniel Karrais, der im Landtag vornehmlich für die Themen Digitalisierung und Energie zuständig ist, stimmte Scheidel zu. „Unsere Kultusministerin hat es leider versäumt, effektiv in die digitale Bildung zu investieren. Leider war sie zu sehr damit beschäftigt, immer wieder neue Versprechungen in Sachen Öffnungen zu machen, die sie im Nachhinein als heiße Luft entpuppten,“ so der Abgeordnete. Er wünsche sich in fast allen Bereichen mehr Sicherheit und vor allem auch Zuverlässigkeit. „Finanzhilfen, die bis heute nicht ankommen, spätes Reagieren in Sachen Click und Collect – unsere Corona-Politik muss dringend dynamischer werden,“ so Karrais abschließend.