Karrais: Ungleichbehandlung der GHS-Lehrkräfte muss weg
FDP-Abgeordneter an der Schule in Villingendorf
Die Besoldung von Lehrkräften wird wenig öffentlich diskutiert. Nach einigen Reformen in der Schullandschaft in den letzten Jahren ergaben sich jedoch aus Sicht mancher Lehrkräfte Ungerechtigkeiten. Bei einem Gespräch, zudem Lehrerinnen der Grund- und Werkrealschule Villingendorf einluden, informierte sich der Rottweiler Landtagsabgeordnete Daniel Karrais über die Situation.
Zu den Fakten: Vor gut zehn Jahren wurden 20 Prozent der Grund- und Hauptschullehrkräfte von der Besoldungsstufe A12 in A13 angehoben – ein Unterschied von rund 500 Euro brutto im Monat in der gleichen Erfahrungsstufe. Aber dabei blieb es, laut Karrais, trotz anderweitiger Versprechungen. Seit 2015 sind durch Einführung des Bachelor-Masterstudienganges für Lehrkräfte der Sekundarstufe I alle Absolventen des Referendariats von Anfang an in A13 eingruppiert. Die zuvor ausgebildeten GHS-Lehrkräfte erhalten nach wie vor die niedrigere Besoldungsstufe A12, obwohl sie die gleichen Aufgaben erfüllen. „Wenn wir die Unterrichtsqualität von Neueinsteigern prüfen und über die Eignung als Lehrkraft entscheiden, bekommen die Nachwuchslehrkräfte schon mehr Geld als wir Erfahreneren“, berichtet Lehrerin Annette Hube. Es gebe zwar eine theoretische Wechselmöglichkeit in die höhere Besoldung, diese sei jedoch streng limitiert und mit der Hürde einer Versetzung an eine Gemeinschaftsschule und eine dreijährige Probezeit gebunden. „Wir wollen aber weder die Schule verlassen noch nochmals in eine Probezeit. Zumal ein Versetzungsantrag ohnehin nicht oft bewilligt wird“, machen die Kolleginnen klar.
Im Gespräch mit dem FDP-Abgeordneten, der vom langjährigen Werkrealschulleiter Josef Rack begleitet wurde, artikulierten Lehrkräfte deutlich ihre Unzufriedenheit. „Wir verstehen nicht, warum gleiche Arbeit unterschiedlich entlohnt wird“. So entstehe, auch an der eigenen Schule, eine Ungleichbehandlung bei der Bezahlung. In Villingendorf betreffe dies zwölf der Lehrkräfte. „Wir fühlen uns als Lehrkräfte zweiter Klasse. Dabei geht es uns aber definitiv nicht darum, dass unser Gehalt als zu niedrig empfunden wird. Wir kritisieren ausschließlich die Ungleichbehandlung, die durch die höhere Einstufung der jungen Kolleginnen und Kollegen entsteht.“
Karrais, der im Gespräch die großen Erfolge und Auszeichnungen der Schule aufgrund des Engagements der dortigen Lehrkräfte hervorhob, findet diese Ungleichbehandlung als ungerecht und nicht haltbar. „Man hat wegen der Einführung der Gemeinschaftsschule die Besoldungsstrukturen angepasst, das dann aber nicht konsequent durchgezogen. ‚Gleicher Lohn für gleiche Arbeit‘ gilt für die Landesregierung bei den eigenen Lehrkräften wohl nicht“, bemängelt der Abgeordnete. Angesichts der schlechten Bildungsstudienergebnisse und des Lehrermangels sei dies ein vollkommen falsches Signal.
Er empfahl den Lehrkräften sich mit Betroffenen anderer Schulen zu vernetzen und eine Petition einzureichen, um auf das Thema aufmerksam zu machen. Karrais wolle zudem eine Anfrage einreichen und abfragen, wie viele Lehrkräfte landesweit betroffen seien und wann die Regierung eine Verbesserung der Situation plane. Sie zeigten sich erfreut und bedankten sich für die Unterstützung und das gute Gespräch.
Foto: Sehr deutlich artikulierten die Lehrerinnen der Grund- und Werkrealschule Villingendorf Annette Hube, Birgitt Schlieter, Jana Schamberger und Ines Hetzel (v.li.n.re.) ihre Unzufriedenheit über die derzeitige Ungleichbehandlung bei der Besoldung. Der FDP-Abgeordnete Daniel Karrais (re.) wird das Thema mit einer parlamentarischen Initiative angehen.