Landkreis Rottweil ist stark von Kurzarbeit betroffen
FDP-Landtagsabgeordneter Daniel Karrais im Austausch über die Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Landkreis
Der Rottweiler Landtagsabgeordnete Daniel Karrais (FDP) hat sich mit der Vorsitzenden der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Rottweil-Villingen-Schwenningen Sylvia Scholz sowie der Geschäftsführerin des Jobcenters des Landkreises Rottweil Simone Zeller über die aktuellen Herausforderungen des Arbeitsmarktes in der Region ausgetauscht.
„Die derzeit schwache, wirtschaftliche Lage bekommen wir hier im Landkreis unmittelbar zu spüren. Die Region Schwarzwald-Baar-Heuberg gehört zu den Regionen, die derzeit besonders stark von Kurzarbeit betroffen sind“, sagte Sylvia Scholz. Die Kurzarbeit betreffe vor allem die Automobilzulieferer und die verarbeitende Industrie in der Region. Die verschärfte Situation zeige sich auch in der Zahl der anzeigepflichtigen Entlassungen, also wenn ein Unternehmen eine größere Anzahl an Beschäftigten entlässt: „Früher war es etwa eine pro Monat, mittlerweile haben wir ein bis zwei anzeigepflichtige Entlassungen in der Woche“, unterstreicht Scholz.
„Diese Zahlen zeigen, dass die wirtschaftlichen Reformen, um den Standort Deutschland für Unternehmen attraktiv zu gestalten, jetzt vorangetrieben werden müssen. Wir verlieren Produktivität und Arbeitsplätze“, kommentiert der Rottweiler Landtagsabgeordnete Karrais die Situation.
Die Vertreterinnen von Agentur für Arbeit und Jobcenter sprachen an, dass trotz langsam steigender Arbeitslosenquoten, in einigen Bereichen immer noch Arbeits- und Fachkräftemangel herrsche. Als ein Handlungsfeld machten sie fehlende Betreuungsmöglichkeiten für Kinder aus, die manche Eltern dazu zwinge in einem geringeren Umfang zu arbeiten, als gewünscht. „Das ist ein dringendes Thema. Für die Städte und Gemeinden ist die Kinderbetreuung jedoch der größte Kostenfaktor, darum ist es schwer immer ein passgenaues Angebot zur Verfügung zu stellen. Wir müssen deshalb auch über die Einbeziehung von Unternehmen in die Finanzierung der Betreuungsplätze nachdenken“, entgegnete Karrais.
Darüber hinaus wurde im Gespräch die Diskussion um das Bürgergeld und Sanktionsmöglichkeiten angesprochen. Nur ein Bruchteil der Bürgergeldbeziehenden seien von Sanktionen betroffen, berichtete Simone Zeller vom Rottweiler Jobcenter. Die Mehrheit sei motiviert schnell wieder in Arbeit zu kommen, um die Situation für ihre Familien zu verbessern, schildert Zeller. „Damit der Leistungsbezug kein Dauerzustand wird, ist jedoch eine gute finanzielle Ausstattung der Jobcenter die Grundlage. Nur so können notwendige Weiterqualifizierungen oder Umschulungen im angemessenen Umfang angeboten werden, um Einstellungschancen zu erhöhen“, betonte Zeller.
„Das Bürgergeld hat im Vergleich zu Hartz IV viele Leistungsanreize verbessert. Die Erhöhung der Sätze wäre auch mit Hartz IV gekommen. Das wird häufig übersehen“, fügt der FDP-Abgeordnete Daniel Karrais hinzu. Es müsse dennoch durch eine Anpassung des Bürgergeldes der Eindruck vermieden werden, dass jemand der arbeitet, weniger bekommen würde, als jemand der Bürgergeld bezieht.
Beim abschließenden Rundgang durch die neuen Räumlichkeiten am Rottweiler Standort der Agentur für Arbeit waren sich die Gesprächspartner einig, dass gute Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten grundlegende Voraussetzungen sind, um Langzeitarbeitslosigkeit vorzubeugen.