,

Smart City: Ein Konzept nur für die Großstadt oder auch für den ländlichen Raum?

FDP-Abgeordneter Karrais in Diskussion mit Smart-City-Experten zu Chancen von Smart City Ansätzen im ländlichen Raum / Chancen auch für Kreis Rottweil

 „Die Digitalisierung der Städte und Kommunen in Baden-Württemberg ist ein wichtiger Beitrag für ein effizientes und modernes Gemeinweisen,“ so eine These des Rottweiler Digitalpolitikers Daniel Karrais, der bei einer Veranstaltung der FDP/DVP-Landtagsfraktion über die Chancen von Smart City Konzepten für den ländlichen Raum diskutierte. Dabei traf er auch auf Dr. Steffen Braun, Geschäftsfeldleiter/Instituts-

direktor am Frauenhofer IAO, der vor Kurzem zu Besuch im Rottweiler Gemeinderat war, um eine neue Digitalstrategie der Stadt vorzustellen.

Im Rahmen der Online-Diskussionsveranstaltung „Smart Cities für ein #SmartesLändle“ betonte der digitalpolitische Sprecher Karrais noch einmal die Bedeutung der Digitalisierung zur Standortsicherung der Kommunen in Baden-Württemberg: „Smarte Lösungen können vieles erleichtern, beschleunigen und Bürokratie abbauen. Doch die ganze Welt fährt uns davon, während wir erst dabei sind den Gang einzulegen. Wir müssen die Voraussetzungen schaffen, um unseren Wohlstand zu erhalten.“ Dabei könne auch für kleinere Kommunen im ländlichen Raum der Einsatz von neuen Technologien interessant sein, so Karrais. Dringend notwendig sei auf jeden Fall, dass die staatlichen Einrichtungen Schritt hielten mit der Lebenswirklichkeit der Bürger. „Wer etwas von seiner Ortsverwaltung will, braucht oft vor allem eines: Papier. Dabei ließen sich die Aufgaben grundsätzlich digital erledigen,“ meint der Digitalpolitiker. Verwaltungsprozesse zu digitalisieren sei, sofern man es richtig macht, nicht nur einfacher für die Bürger, sondern ergebe auch neue Möglichkeiten in den Verwaltungen.

„Viel zu oft müssen die gleichen Daten an unterschiedlichsten Stellen abgegeben werden. Das macht Arbeit bei Verwaltung und Bürger. Ein digitales Bürgerkonto, bei dem man freiwillig seine Daten hinterlegen kann, sodass Behörden bei Bedarf darauf zugreifen können, würde viel Arbeitszeit frei machen,“ schlägt der Abgeordnete vor. Dieser Teilaspekt eines smarten Gemeinwesens sei nicht nur in Großstädten, sondern gerade auch im ländlichen Raum zentral, wo man teilweise längere Fahrtwege oder beschränkte Öffnungszeiten der Ämter habe. Als weitere lokale Beispiele für smarte Ansätze, die im ländlichen Raum einen Mehrwert brächten, nannte Karrais das geplante dynamische Parkleitsystem in Rottweil oder den Lokalen Online-Marktplatz in Oberndorf. „Mit passgenauen Lösungen kann die Digitalisierung Chancen schaffen,“ so Karrais.

In der von Christian Milankovic, Titelautor der Stuttgarter Zeitung, moderierten Diskussion betonte Smart City-Experte Braun die zukunftsweisende Chance von Smart Cities im Sinne der Nachhaltigkeit und des ökologischen Fußabdrucks. Wichtig in der Debatte sei dabei, dass diese langfristig gedacht werden müssen und auch die Stadtplanung sich daran ausrichte, da sich ganze Lebensräume veränderten.

Ferdinand Schuster, Geschäftsführer des Instituts für den öffentlichen Sektor bei der Beratungsgesellschaft KPMG, machte noch einmal deutlich, dass Digitalisierung kein Selbstzweck sei. „Es müssen immer die Nutzer, also die Bürgerinnen und Bürger, im Mittelpunkt stehen,“ so Schuster. Die Aufgabe von Smart Cities sei es, die Lebensqualität für die Einwohnerinnen und Einwohner zu steigern, verdeutlicht Schuster. Zudem könne dadurch auch ein wirtschaftliches Wachstum entstehen, wenn die Stadt ein Start-Up-freundliches Klima schaffen könne. Für die Wirtschaft sei es dabei unerlässlich, dass der Staat bzw. die kommunalen Verwaltungen eine klar zu erkennende Strategie hätten, die aufzeige, wohin der Digitalisierungsweg gehen solle.

Kevin Lindauer, Digitalisierungsbeauftragter der Stadt Pforzheim und Antonija Scheible, CIO/CDO der Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm, erläuterten anhand von Praxisbeispielen, dass Städte unterschiedlicher Größe spannende Digitalisierungsprojekte auf den Weg bringen können. Seien es Sensoren für die Frühanzeige von Straßenglätte oder das Zählen und damit Überwachen von Schädlingen, wie Ratten in einer Stadt oder eben Anwendungen, die direkt vom Nutzer im Alltag bemerkt werden. Gerade für den ländlichen Raum spannend sei ein „Bus-on-demand“, wie er in Pforzheim eingesetzt werde. Bei diesem Modell richte sich Route und Fahrplan an den aktuellen Bedarfen der Fahrgäste aus. „Da ließe sich jede Menge Geld und der Transport heißer Luft sparen,“ bekräftigt Karrais diese Idee mit Blick auf die immer wiederkehrenden Diskussionen um schlecht frequentierte Buslinien im Kreis Rottweil und Schwierigkeiten mit den Anruf-Sammel-Bussen.

Alle Referenten waren sich einig, dass die Digitalisierung als großer Treiber für Veränderung in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft fungiert und dies ein enormes Potenzial für eine zukunftsgerechte Stadtentwicklung birgt, auch für die Entwicklung von Städten und Gemeinden im ländlichen Raum.