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Windkraftausbau darf nicht durch bürokratische Hürden verhindert werden

MdL Karrais im Gespräch mit Deißlingens Bürgermeister Ralf Ulbrich

Deißlingens Bürgermeister Ralf Ulbrich freute sich über den Besuch des FDP-Landtagsabgeordneten. „Es ist schön, wenn man auch außerhalb von Wahlzeiten besucht wird,“ begrüßte er den Politiker. Karrais ist der stetige Austausch und regelmäßige Treffen wichtig. Daher nutze er die freien Zeiten, die nicht durch Sitzungen in Stuttgart belegt sind, für Termine im Wahlkreis.

Der Zustrom von Flüchtlingen durch den Ukraine-Krieg stelle die rund 6.000 Einwohner starke Gemeinde vor große Herausforderungen, sagte der Bürgermeister gleich zu Beginn. Vor allem die Frage der Unterbringung sei ein heikles Thema. Rund 40-50 Flüchtlinge könnten aufgenommen werden. Darüber hinaus fehle es aber an Wohnraum. Die Gemeinde sei zwar bestrebt, weitere Flächen anzuwerben, dies sei allerdings schwierig. Ein weiteres Problem würde sich hinsichtlich der Kinderbetreuung ergeben. „Wir sind mit unseren Kindertagesstätten auf einem guten Stand in Deißlingen. Große Zuströme lassen es aber eng werden,“ sagte Ulbrich.

Einig war man sich, dass schnellstmöglich alternative Energiebezugsquellen erschlossen werden müssen, um die Abhängigkeiten von Russland zu verringern. Ein plötzlicher Gasimportstopp wäre allerdings schwierig, da er die Grundversorgung gefährden würde. „Das wäre wirtschaftlicher Selbstmord und nicht im gesamteuropäischen Sinne. Man muss auch die ganzen Arbeitsplätze bedenken, die damit verbunden sind,“ gab Ulbrich zu bedenken. Auch Karrais war der Meinung, dass man nicht überstürzt handeln solle: „Natürlich müssen wir daran arbeiten, die Abhängigkeiten zu beseitigen. Aber die Versorgungssicherheit hat oberste Priorität!“ Der FDP-Politiker plädierte dafür, jetzt nicht angesichts der Herausforderungen im Bereich Energiepolitik in Hysterie zu verfallen, sondern am Kurs der vernünftigen, technologieoffenen und innovativen Energiepolitik festzuhalten: „Damit die Energieversorgung gesichert wird, aber auch die Klimaziele nicht verfehlt werden, ist es notwendig ohne Denkverbote an die Lösung der Aufgabe heranzugehen.“

Im Bereich der erneuerbaren Energien war Ulbrich ein besonderes Anliegen der Ausbau der Windkraft vor Ort. Der Schultes berichtete von geplanten Windkraftanlagen zwischen Deißlingen und Trossingen. Das Vorhaben werde nicht nur von beiden Gemeinden unterstützt, sondern auch von Seiten der Bürger und Bürgerinnen positiv bewertet, meint Ulbrich. Es sei sogar eine Unterstützungsgruppe von der Bürgerschaft gegründet worden. Aktuell hake es aber an bürokratischen Hürden, weiß der Verwaltungschef. Artenschutzrechtliche Gutachten behinderten das weitere Fortschreiten der Planungen. Dies stehe im Widerspruch zu dem von Landesseite propagierten Vorstoß des zügigen Ausbaus der Windkraft. „Ich bin bei den Windkraftausbauzielen im Land eher skeptisch. Die Anlagen sind bei uns wegen des wenigen Winds deutlich teurer, als andernorts,“ so Karrais. Dennoch sei es wichtig die Verfahren zu beschleunigen, solange man nicht an der Bürgerbeteiligung spare, so der Umweltausschussvorsitzende.

Positiver sei die Entwicklung im Hinblick auf Freiflächen-PV-Anlagen, die beide Gesprächspartner als sehr vielversprechend einstuften. Hier hätte sich bereits einiges getan. „Ein PV-Anlagen-Park wird in Deißlingen in den kommenden Monaten errichtet werden,“ wusste Ulbrich zu berichten. Für die Realisierung weiterer PV-Freiflächen sei der ausgearbeitete Kriterienkatalog wichtig, um nicht bei jedes Mal Einzelfallentscheidungen treffen zu müssen. „Dennoch muss stets zwischen Nahrungs- und Energieproduktion abgewogen werden – oftmals eine sehr emotionale Entscheidungsfindung,“ gab Ulbrich zu bedenken. Der Bürgermeister und der Abgeordnete vereinbarten weiter in Kontakt zu bleiben.