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„Wir sind alle gleich, wir beten nur anders“

FDP-Politiker Karrais und Strasser zu Besuch

 Der Berger Bundestagsabgeordnete, Benjamin Strasser (Wahlkreis Ravensburg) ist als religionspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion viel in Sachen interreligiösem Dialog unterwegs. Auf Einladung des Rottweiler Landtagsabgeordneten Daniel Karrais verschlug es ihn nach Rottweil, um gemeinsam mit dem Bundestagskandidat im Wahlkreis Rottweil-Tuttlingen, Andreas Anton, die israelitische Kultusgemeinde Rottweil – Villingen-Schwenningen hier in Rottweil zu besuchen.

Die Geschäftsführerin der jüdischen Gemeinde mit orthodoxem Ritus, Tatjana Malafy gab ihrer Freude Ausdruck über den Besuch der liberalen Mandatsträger. Sie stellte eine offene israelitische Gemeinde vor, die den Kontakt zu Schulen und Kindergärten, aber auch zu anderen Religionsgemeinschaften suche. „Corona“, so Malafy, „machte viele Besuche und Gespräche unmöglich. Das gute Miteinander hat sich in dieser Zeit aber verstärkt.“

Im Gebetsraum zeigte die rührige Geschäftsführerin die drei Tora-Rollen, von denen eine vom Landkreis Rottweil zum zehnjährigen Bestehen der Gemeinde gespendet wurde. Die Gemeinde, deren Einzugsgebiet die ganze Region Schwarzwald-Baar-Heuberg sei, bestehe aus 280 Mitgliedern. Dass die jüdische Gemeinde ein Viertel der Bausumme für den Neubau der Synagoge aufbrachte, nötigte dem Rottweiler Landtagsabgeordneten Daniel Karrais großen Respekt ab. Malafy, die auch stellvertretende Vorsitzende im badischen Oberrat der Israeliten sei, zeigte den Gästen, unterstützt von Yosyp Svobodin, dem Vorsitzenden der Israelitischen Kultusgemeinde, die Räumlichkeiten, die die Synagoge biete. Neben dem Gebetsraum gibt es Büros, einen Veranstaltungsraum, einen Jugend- und Seminarraum, zwei koschere Küche und ein rituelles Bad.

Die Begeisterung über das gute Gemeindeleben wurde bei dem Gespräch mit Malafy sehr deutlich. Besonders angetan waren die Besucher von den großen Bemühungen beim jüdischen Religionsunterricht und dem interreligiösen Dialog. Malafy brachte es auf den Punkt: „Wir sind alle gleich, nur beten wir anders. Darum tauschen wir uns eng mit Christen und Muslimen in der Gegend aus.“ Nichtsdestotrotz haben jüdische Gemeinden nach wie vor mit großen Herausforderungen zu kämpfen.

Der religionspolitische Sprecher Benjamin Strasser lobte das Engagement und verurteilte die Angriffe auf jüdische Gemeinden. „Der Angriff vor der Hamburger Synagoge Anfang Oktober ist ein harter Schlag für unsere jüdischen Gemeinden in Deutschland. Es ist gut, dass die Tore hier in Rottweil für Interessierte weiterhin offen bleiben und der Dialog auch so sehr gewünscht wird,“ so Strasser.

Dennoch müsse man sich fragen, was Innenminister Seehofer in diesem Jahr konkret für den Schutz jüdischen Lebens getan habe. Die Bilanz fiele hierbei mager aus. „Glücklicherweise gibt es jetzt erste Absprachen zwischen dem Innenministerium und dem Zentralrat der Juden, dass die baulichen Gegebenheiten von Synagogen besser ausgestattet werden sollen,“ erklärte der religionspolitische Sprecher. Strasser finde es wichtig und richtig, dass das Innenministerium nun endlich handle. Doch auch die Länder müssten hierbei in die Verantwortung genommen werden. Dem pflichtete der Landtagsabgeordnete Daniel Karrais bei: „Wir müssen neben der Sicherheit für die Einrichtungen vor allem auch Aufklärung betreiben, damit antisemitisches Gedankengut gar nicht erst entsteht, denn Berichte zeigen ganz deutlich, dass Antisemitismus in der Gesellschaft leider wieder zunimmt.“ Für die teilweise stattfindenden Anfeindungen habe Karrais keinerlei Verständnis und bedauerte, dass es auch Leute gebe, die aus Angst ihre Religion verbergen würden.

Mit vielen positiven Eindrücken verabschiedeten sich die FDP-Politiker und bedankten sich für die vielfältigen Eindrücke und große Gastfreundschaft.

 Text zum Bild: Stark beeindruckt zeigten sich die FDP-Politiker Benjamin Strasser (MdB), Daniel Karrais (MdL), Andreas Anton und Dieter Kleinmann (MdL a.D.) beim Besuch der Synagoge in Rottweil. Tatjana Malafy und Yosyp Svobodin berichten von einem vitalen interreligiösen Dialog. Der Besuch fand bereits vor den weiteren Einschränkungen statt.