In den vergangenen Tagen und Wochen wurde viel über die Friseursalons in Baden-Württemberg und in ganz Deutschland gesprochen. Während Friseure am 1. März ihren Betrieb wiederaufnehmen dürfen, sieht es für alle weiteren körpernahen Dienstleistungen schlecht aus. Eine Branche, die in der gesamten Diskussion bisher eher selten zur Sprache kam, sind die Tätowierer. Dies nahm der FDP-Landtagsabgeordnete Daniel Karrais zum Anlass, um sich mit Timo Schröder, dem Inhaber des Schramberger Tattoostudios ColorChaos auszutauschen.

Im Vergleich zu Friseursalons, in denen der Durchlauf relativ hoch sei, bediene Schröder maximal drei Kunden am Tag. „Nachdem ersten Lockdown haben wir die Konsequenz gezogen, dass Kunden ohne Begleitperson erscheinen müssen,“ führt der Tätowierer aus. Sein erstes Studio eröffnete Schröder bereits 2014. 2017 dann der Neustart. Der Betrieb laufe gut, bis zu den Schließungen. „Diese Perspektivlosigkeit macht einen auf Dauer wirklich fertig. Wenn ich dann sehe, dass Friseure nun öffnen dürfen, über uns aber nicht mal gesprochen wird, dann weiß ich nicht mehr was ich noch sagen soll,“ so der Schramberger nachdenklich. Dabei gönne er den Friseuren die Öffnungen von ganzem Herzen, dies sei keine Frage. Für Schröder sei es demnach auch eine Option zu sagen, dass nur Hüft-abwärts tätowiert werden darf, sodass der größtmögliche Abstand gewährt wird.

Der FDP-Landtagsabgeordnete pflichtete Schröder bei: „Selbstverständlich freue ich mich, dass die Friseure wieder öffnen dürfen. Dafür haben meine Fraktion und ich uns bereits seit einer Weile eingesetzt.“ Dass weitere körpernahe Dienstleistungen jedoch so vernachlässigt werden, das stößt Karrais sauer auf. „Die FDP im Bund hat einen Sieben-Stufen-Plan entwickelt, bei dem bei einem stabilen sieben Tage Inzidenzwert von weniger als 100 körpernahe Dienstleistungen wiederöffnen dürfen,“ so Karrais. Hierzu gehören ganz klar auch die Tattoostudios. Es gebe mehr Tattoostudios als man denke. „Man muss auch immer überlegen, dass hieran Existenzen hängen,“ gibt Karrais zu bedenken. Er habe das Gefühl, dass dieses Bewusstsein dem ein oder anderen Spitzenpolitiker abhandengekommen sei. „Tattoostudios haben bereits vor der Corona-Pandemie hohe Hygienestandards gehabt. Diese wurden nun in stringente Konzepte umgesetzt. Geben wir doch endlich allen Branchen eine transparente Öffnungsperspektive,“ so Karrais abschließend.

 

Eine bestens intakte örtliche Gemeinschaft stellte Ortsvorsteher Helmut Kraibühler, begleitet von Pfarrer Andreas Heid und den Lokalpolitikerinnen Irmtraud Burkhard und Rosemarie Keck, dem FDP-Landtagsabgeordneten Daniel Karrais vor. Auf Seiten des Landespolitikers mit dabei waren der FDP-Kreisvize, Josef Rack, und der ehemalige Landtagsabgeordnete Dieter Kleinmann.

„Es freut mich, dass Sie sich für Fürnsal interessieren und einsetzen wollen,“ begrüßte Kraibühler den FDP-Landtagsabgeordneten Karrais. Schon zum zweiten Mal besuchte Karrais den Dornhaner Teilort. „Ich erinnere mich noch gut an die Eröffnung des neuen Fürnsaler Dorfplatzes,“ sagte Karrais.

Dieser war just auch die erste Station des Dorfspaziergangs. Die Neugestaltung der Dorfmitte sei ein starker Anziehungspunkt und stehe für das bürgerschaftliche Engagement im Luftkurort, so der Ortsvorsteher stolz. „Wir sind froh, dass wir diesen Begegnungsplatz und in unmittelbarer Nähe ein kleines Baugebiet schaffen konnten mit ELR-Geldern und Leader-Mitteln,“ so der engagierte Ortsvorsteher. Für Karrais war klar: „Diese Landesmittel und die europäischen Gelder sind in Fürnsal bestens angelegt. Ohne Unterstützung von den höheren Ebenen würden manche Orte alt aussehen. Darum brauchen wir weiterhin Unterstützung für die ländlichen Räume.“

Für den FDP-Politiker sei der gestaltete Dorfplatz ein herausragender Beitrag zur Stärkung des Sozialverständnisses. Er biete sich an als kultureller Begegnungsraum, ergänzt durch das umgestaltete ehemalige Schulhaus zum Bürgerhaus, das die zweite Station des Dorfspazierganges war.

Also wunschlos glücklich? Vom Land wünscht sich der langjährige Ortsvorsteher, dass, bei entsprechenden Anlässen in Fürnsal, die Förderung für den ländlichen Raum unbürokratisch weiterlaufe. Lokal gesehen möchten die kommunalen Mandatsträger aus Fürnsal eine bessere Beförderung der Kindergartenkinder nach Leinstetten. Hier hoffen sie auf eine Beförderung mit einem Kleinbus.

Am Rande des Spaziergangs wurde Karrais auf die Bildungspolitik angesprochen. Baden-Württemberg habe im Bildungsranking Plätze verloren, so Karrais. Das müsse man aufholen. „Wir wollen ein vielgliedriges Schulsystem und gleiche Bedingungen für alle Schularten sowie Wahlfreiheit bei G8 und G9 für die Kommunen,“ sagte der FDP-Politiker unter anderem zum Thema. Auch die digitale Bildung müsse dringend angegangen werden, um auf das Leben vorzubereiten.

Nicht ohne Stolz informierten die Fürnsaler Mandatsträger Helmut Kraibühler (re), Irmtraud Burkhard (4.v.re), Rosemarie Keck (2.v.re) und Pfarrer Andreas Heid (2.v.li) die FDP-Politiker Daniel Karrais (li) und Dieter Kleinmann (3.v.re) über den neuen Dorfplatz. Mit dabei Talisa Keck (3.v.li).

 

Zu einem Informationsaustausch und Bürgergespräch kam der FDP-Landtagsabgeordnete Daniel Karrais, in Begleitung des stellvertretenden FDP-Kreisvorsitzenden, Josef Rack, nach Lackendorf. Der langjährige Ortsvorsteher Hermann Hirt informierte ausführlich über die Belange des Dunninger Ortsteils.

Ein drängendes Problem sei der Mobilfunk im Eschachtal. Hier sei eine Verbesserung dringend erforderlich. Sehr schnell zeigte sich, dass mit Karrais und Hirt sich zwei Kenner der Materie Mobilfunk austauschten. Karrais, der digitalpolitische Sprecher seiner Fraktion ist, verwies darauf, wie wichtig es sei, die Bevölkerung mitzunehmen, da sehr häufig Vorbehalte gegen neue Mobilfunkstandorte kämen.

„Der geplante Mobilfunkmast jenseits der Eschach wäre ein optimaler Standort und könnte auch den Ortsbeginn Dunningen sowie Stetten und Flözlingen ausleuchten,“ berichtete Hirt.

„Ich weiß, dass dieses Thema hochemotional besetzt ist“, so Karrais, „aber rational betrachtet sind mehr Mobilfunkstationen besser als weniger, da dies die Leistung, mit der gesendet werden muss, reduziert.“ Wie bei allem gelte, so der FDP-Politiker, dass wer Mobilfunk wolle auch neue Sender unterstützen müsse. Der Digitalisierungsexperte fordere, dass das Land Mediatorenteams einsetzt, um bei Vorbehalten in der Bevölkerung neutral zu vermitteln.

Als Sorgenkind stellte Hirt dem Landespolitiker zwei Themen anheim. Zum einen sei der schlechte Zustand der Ortsdurchfahrt, ab Lackendorf-Mitte bis Stetten ein Thema, das angegangen werden müsse, so Hirt. Zum anderen sei eine Lösung für den Kindergarten gesucht, die bezahlbar sei und ausreichend Plätze vor Ort biete.

Allerdings wisse der rührige Ortsvorsteher auch um die zahlreichen Projekte, die die Gemeinde Dunningen stemmen muss. Um trotz der schwierigen Wirtschaftsentwicklung vieles zu realisieren, brauche es Unterstützung vom Land. „Die Finanzierung der Kommunen muss stimmen. Das heißt, dass das Land für die bestellten Aufgaben geradestehen muss und dafür sorgt, dass Investitionen in die Kinderbetreuung gefördert werden,“ stellte Karrais seine Position dar. In der Abschaffung der Kita-Gebühren sehe er einen frommen Wunsch, aber hohe Risiken für die Kommunen. „Das Land wird nach und nach den Kommunen die Rechnung präsentieren, wenn die Gebühren fallen. Das darf nicht passieren, denn die Aufgaben sind immens,“ positionierte sich Karrais klar. Der FDP-Politiker kündigte an die Gemeinde zu unterstützen, wenn es um Fachförderung geht.

Im Bürgergespräch ging es wiederum um die Mobilität im ländlichen Raum. „Es geht nicht ohne ein eigenes Fahrzeug“, so Karrais auf die Frage eines Bürgers, „aber wir müssen uns um Alternativen beim Kraftstoff kümmern“. Dazu gehöre der Wasserstoff als Energieträger der Zukunft. Der Energieexperte und studierte Ingenieur wolle die Region Schwarzwald-Baar-Heuberg zu einer Modellregion für die Wasserstofftechnologie machen. „Wir brauchen eine Reaktion auf den Wandel der Autobranche, der zweifelsohne im Gange ist,“ so der Abgeordnete.

Anschließend begab sich der FDP-Kandidat zu Bürgergesprächen nach Dunningen.

Text zum Bild:

Zum Expertengespräch trafen sich in Lackendorf der FDP-Politiker Daniel Karrais (Mitte), Ortsvorsteher Hermann Hirt (re) und ein interessierter Bürger.                                  Foto: FDP

Auch der Politische Aschermittwoch lief in diesem Jahr, wie auch die gesamte Fasnet, etwas anders ab. Die FDP verlegte ihr politisches Intermezzo ganz einfach ins Internet. FDP Kreisverbandsvorsitzender und Landtagsabgeordneter Daniel Karrais tauschte sich bei dem Online-Event mit der FDP-Bundestagsabgeordneten und parlamentarischen Geschäftsführerin der Bundestagsfraktion, Bettina Stark-Watzinger über verschiedene Themen aus.

Besonders auf dem Herzen brannte den beiden Politikern das Thema der Corona-Hilfen. Unter dem närrischen Titel „Die Hilfen kommen bei euch nicht an? Lasst Daniel und Bettina ran.“ nahmen die beiden FDP-Abgeordneten kein Blatt vor den Mund. Die Wirtschaft leide nach wie vor unter den Schließungen. „Und immer noch sind die Hilfen nicht da,“ gibt Karrais direkt zu Beginn zu Bedenken. Stark-Watzinger, ehemals Vorsitzende des Finanzausschusses im deutschen Bundestag und damit eine echte Fachfrau in Sachen Finanzen, verglich die versprochenen Corona-Hilfen mit einem Schaufenster: „Die Schaufenster sind sehr schnell vollgestellt worden. Man kennt das: alle Größen, alle Farben, alle Stoffe und dann geht man rein und es ist nichts da.“ Aus ihrer Sicht habe man schlichtweg die Komplexität und die Vielfalt der Wirtschaft unterschätzt. Diese könne man nur schwer mit so spezifischen Programmen darstellen. „Aus diesem Grund fallen leider viele Unternehmen durch das vorgefertigte Raster. Auch Selbstständige wird es durch die Programme nicht einfach gemacht,“ so Stark-Watzinger. Die FDP sehe hier wesentlich einfachere Alternativen. Die Unternehmen haben den Staat in den vergangenen, quasi boomenden Jahren, unterstützt. Jetzt sei es an der Zeit, den Spieß umzudrehen. Auch Karrais sei von dieser Idee überzeugt: „Das richtige Stichwort ist hier die negative Gewinnsteuer. Das klingt jetzt erstmal furchtbar kompliziert, ist es jedoch nicht.“ Der Rottweiler Landtagsabgeordnete erklärte, dass bei diesem Prinzip das Finanzamt die Steuern, die in den vergangenen Jahren vom Unternehmen gezahlt wurden, einfach zurücküberweise. „Dies deckt zudem die Wirklichkeit des Unternehmens perfekt ab, denn wenn es dem Unternehmen vorher schon sehr schlecht ging, hat es überhaupt keine entsprechend hohen Steuern gezahlt,“ so Karrais.

Zum Abschluss bekamen die Politiker auf Nachfrage eines Zuschauers die Möglichkeit sich zu einem politischen Herzenswunsch zu äußern. Stark-Watzinger, Mutter von zwei Töchtern, zögerte nicht lange: „Mein Herzensanliegen ist die Gleichstellung im Bildungsbereich. Meine Mutter durfte früher nicht studieren, ich durfte es dann. Doch auch heute gibt es immer noch Gruppen, denen es nicht möglich ist, ihren Lebensweg zu gehen. Chancengleichheit ist hier das Stichwort.“ Für Karrais hingegen sei es ganz klar der Pragmatismus, der leider in den vergangenen Jahrzehnten bei Verwaltungsentscheidungen, die durch die Politik angestoßen werden, verloren gegangen sei. „Wir dürfen uns nicht im gesetzgeberischen Klein-Klein verlieren,“ machte der FDP-Landtagsabgeordnete, der für die Themen Digitalisierung und Energie zuständig ist, klar. „Man darf nicht Gründe suchen, warum etwas nicht geht. Wir müssen Wege suchen, wie etwas geht,“ so Karrais abschließend.

 

Gemeinsam mit dem FDP-Landesvorsitzenden und stellvertretenden Vorsitzenden der FDP-Bundestagsfraktion, Michael Theurer, besuchte der Rottweiler Landtagsabgeordnete Daniel Karrais die Schweizer Electronic AG und dessen Vorstände Nicolas Schweizer und Marc Bunz. Ebenfalls mit dabei, der Präsident des Wirtschaftsverbands Industrieller Unternehmen Baden (WVIB), Thomas Burger und WVIB-Hauptgeschäftsführer Christoph Münzer.

Die Firma, die seit den 90er Jahren als Aktiengesellschaft firmiert, besteht bereits seit 170 Jahren. Von den damals produzierten Zifferblättern im Umfeld der Uhrenstraße wuchs das Unternehmen zu einem der wenigen verbliebenen Betriebe mit Kernkompetenz in der Herstellung von Leiterplatten. Auf dem Sulgen beschäftige das Unternehmen rund 550 Mitarbeiter, weitere Standorte befinden sich in Singapur, Suzhou, und Jintan im asiatischen Raum.

Im Gespräch stellten die Wirtschaftsvertreter ihre Sicht auf die Rahmenbedingungen für Mittelständler mit Stammsitz in Deutschland dar. Das war auch der Zweck, weshalb die FDP-Politiker Theurer und Karrais das Gespräch suchten. „Mir ist es wichtig aus der Berliner Blase rauszukommen. Vor Ort bekommt man live mit was los ist und kann was daraus lernen,“ erklärte Michael Theurer, der einst vom Handelsblatt als Mr. Mittelstand bezeichnet wurde. Damit hat Theurer denselben Politikansatz, wie Daniel Karrais, der den Termin initiiert hatte. „Nur, wenn man wirklich vor Ort ist, bekommt man auch mit, was die Politik so alles anrichtet und wo etwas getan werden muss,“ stößt der Landtagsabgeordnete in dasselbe Horn, wie sein Landesvorsitzender.

Neben den aktuellen Herausforderungen durch die Corona-Pandemie brenne Schweizer sowie dem Finanzvorstand Marc Bunz jedoch etwas Anderes auf der Seele. In Europa gebe es immer weniger Leiterplattenhersteller. Einen Großteil der Anbieter ziehe es mittlerweile in den asiatischen Raum. „Für uns wird es dadurch immer schwerer geeignete Zulieferer zu finden, sowohl in Deutschland, als auch in Europa,“ gibt Schweizer zu bedenken. Die deutsche und europäische Politik mache es dabei einem Unternehmen nicht einfach, wettbewerbsfähig zu bleiben, ergänzten die WVIB-Vertreter. Viele Regularien bremsten zum Beispiel Neubauten aus und trieben die Kosten für die Produktion in die Höhe. Theurer, der im Bund vor allem für das Thema Wirtschaft zuständig ist, hält nichts von einer einseitigen Abhängigkeit von China. Daniel Karrais, der Mitglied im Europaausschuss ist, verwies auf die Wichtigkeit von Handelsabkommen für die heimische Wirtschaft. „Die anderen Regionen schlafen nicht. Ende letzten Jahres haben asiatische Staaten mit Australien und Neuseeland unter Federführung Chinas einen großen Wirtschaftsraum geschaffen. Da müssen wir Europäer dringend nachlegen,“ ist Karrais überzeugt.

Der Vorstandsvorsitzende Schweizer bemerkte, dass man in China nicht aus Low-Cost-Gründen produziere, sondern mit denselben Standards, wie im Stammwerk auf dem Sulgen. In China seien viele Regeln, wie beim Brandschutz vergleichbar mit den Deutschen Standards. Die Behörden seien jedoch deutlich pragmatischer, sodass man viel schneller bauen und produzieren könne. Theurer habe dies schon öfters gehört und nannte die Schweiz als Beispiel dafür, dass man schnelle Verwaltungsentscheidungen auch in einem demokratischen System herbeiführen könne.

Bei einer Werksführung bekamen die Politiker vertiefte Einblicke in die Prozesse und die Philosophie des Schramberger Unternehmens. Auch die vielseitigen Problematiken in Bezug auf die Corona-bedingten Finanzhilfen kamen zur Sprache. „Die zögerlichen Auszahlungen der Entschädigungszahlungen gefährden massiv Arbeitsplätze. Wenn hier nicht mit Weitblick gehandelt wird, ist die Gefahr groß, dass weite Teile des Mittelstands hinweggefegt werden“ kritisierte Theurer. Es sei endlich an der Zeit klare Perspektiven zu schaffen. Aus diesem Grund habe die FDP im Bund seinen Sieben-Stufen-Plan entwickelt, welcher beispielsweise regionale Öffnungen und Wenn-Dann-Szenarien beinhaltet.

Der Rottweiler Landtagsabgeordnete Daniel Karrais pflichtete Theurer bei. „Wir befinden uns seit fast einem Jahr in einer Pandemie. Mir ist schon klar, dass man den Bürgern keine leeren Versprechungen machen darf. Aber genau dafür soll ja ein Stufenplan genutzt werden. Klare Perspektiven in bestimmten Szenarien basierend auf der Inzidenz und den Auslastungen in den Krankenhäusern sowie weiterer Faktoren wären wichtig. Die plötzliche Abkehr von der monatelang gepredigten 50er Inzidenz, ist ein Glaubwürdigkeitsverlust.“

Zu den Beschlüssen der Ministerpräsidentenkonferenz findet der FDP-Landtagsabgeordnete Daniel Karrais klare Worte: „Raider heißt jetzt Twix, sonst ändert sich nix.“ Das beschreibe für ihn den Umgang mit dem Lockdown sehr treffend. Die Maßnahmen würden zunächst bis zum 7. März 2021 verlängert. „Leider bleibt uns die Ministerpräsidentenkonferenz immer noch eine Antwort in Bezug auf eine Öffnungsstrategie schuldig,“ so Karrais kritisch. Zwar öffneten erfreulicherweise ab 1. März die Friseurbetriebe wieder, weitere Schritte seien aber nicht offensichtlich. „Die Regierungschefs kehren jetzt sogar vom mantraartigen Ziel der 50er Inzidenz ab. Jetzt soll also eine Inzidenz von 35 die nächsten Schritte ermöglichen. Was dann geschieht, bleibt weiter unklar,“ sagte Karrais. Die Regierungen verstärkten damit die Hängepartie für viele von Schließungen betroffenen Betriebe. Auch im Landtag habe Ministerpräsident Kretschmann nichts weiter zu einer Öffnungsstrategie gesagt, berichtet Karrais aus der Sondersitzung.

Bereits in der vergangenen Woche habe die FDP-Landtagsfraktion ein Konzept für Öffnungen vorgelegt, nachdem seit Dezember seitens der Regierung nichts gekommen sei. Karrais wundere sich, dass sich jetzt auch Mitglieder von Regierungsfraktionen mit der Forderung nach Öffnungsperspektiven brüsteten. „Wenn jetzt Abgeordnete aus einer Regierungsfraktion im Wahlkreis Rottweil groß tönen, sie würden sich jetzt ja für eine Öffnungsstrategie einsetzen, sage ich Guten Morgen! Ich frage mich schon, warum dann in der praktischen Umsetzung nichts passiert und in den Anträgen der Regierungsfraktionen nichts Wesentliches dazu zu finden ist,“ sagte Karrais kritisch. Er lud die Kollegen ein, in der heutigen Sondersitzung des Landtags den Anträgen der FDP zuzustimmen, um dem Wunsch nach Verlässlichkeit Nachdruck zu verleihen.

Es sei zwingend notwendig, den Menschen endlich eine Perspektive aufzuzeigen. „Das Vertrauen zur Regierung wurde in den letzten Wochen schon genug auf die Probe gestellt,“ so Karrais. Vor allem das immer noch schleppende Auszahlen von Hilfen sei katastrophal für die Betroffenen. „Nicht Mal mehr ein Unternehmerlohn von 1.180 Euro soll vom Land übernommen werden. Das wäre für die vielen Selbstständigen wichtig, damit die nicht so sehr an ihre Altersrücklage müssen,“ sagte Karrais.

Die Gesamtsituation der vergangenen Wochen und Monate sei für alle nervenaufreibend gewesen. Deshalb sei es jetzt umso wichtiger, transparente und verlässliche Entscheidungen zu treffen, so der Rottweiler Abgeordnete abschließend.

Die Kompetenzen für die Klimapolitik liegen beim Bund und der EU.

Zur Meldung, dass Umweltminister Untersteller das 2013 gesteckte Klimaziel für 2020 erreicht hält, erklärt der energiepolitische Sprecher der FDP/DVP Fraktion, Daniel Karrais:

„Wenn man wegen einer Pandemie und wegen eines Lockdowns die Klimaschutzziele erreicht, dann ist das kein Grund zur Freude. Es ist ein Armutszeugnis gescheiterter grün-schwarzer Klimapolitik und ein eindeutiger Beweis dafür, dass es völlig unsinnig ist, kleinteilige Klimaschutzziele in einem Landesgesetz festzuschreiben. 2019 waren in Baden-Württemberg die CO2-Emissionen erst um 11,6 Prozent gesunken, das selbst gesteckte Ziel von 25 Prozent wäre also um mehr als die Hälfte verfehlt worden. Und selbst mit dem Lockdown, während dem Menschen zu Hause und Flugzeuge am Boden bleiben, konnte Untersteller sein selbstgestecktes Klimaziel nur mit der Schützenhilfe des EU-weiten Emissionshandels erreichen. Das wiederum zeigt einmal mehr, dass die Kompetenzen für die Klimapolitik nicht beim Land, sondern beim Bund und der EU liegen.

Klimaschutz endet nicht an Landesgrenzen, Klimaschutz muss global gedacht werden. Um die Ziele der Pariser Klimakonferenz zu erreichen, muss der Emissionshandel als globales Klimaschutzinstrument weiterentwickelt werden. Zu einer schnellen Reduzierung der Treibhausgase kann der Ersatz von Kohlestrom durch Gas einen enormen Beitrag leisten. Wasserstoff ist eine Schlüsseltechnologie für den erfolgreichen Klimaschutz, er macht die Dekarbonisierung in zahlreichen Bereichen überhaupt erst möglich. Wir müssen außerdem die organische Speicherung von CO2 vorantreiben und durch Aufforstung und die Renaturierung von Mooren verstärken. Dafür müssen wir nationale und internationale Kooperationspartner gewinnen. Das wird aber nur mit langfristigen und realistischen Ziele gelingen und dem Verzicht auf unnötige Markteingriffe.“

Vor einem Jahr blickten wir erwartungsfroh in die Zukunft, jedoch unter den Vorzeichen einer sich langsam verändernden Konjunktur. Damals hat uns der Wandel in der Automobilbranche, die für unsere Region prägend ist, am ehesten Sorge bereitet. Wie wir wissen, kam es anders.

Heute stehen wir vor einem Haushalt, der große finanzielle Herausforderungen lösen muss. Die Ungewissheit ist groß, denn die Glaskugeln sind im März kaputt gegangen. Ein zu erwartender Verlust in 2021 mit 7 Millionen Euro und in 2022 mit 6,6 Millionen Euro kann uns nicht kalt lassen. Denn die Folgen der Pandemie und ihre sozialen sowie wirtschaftlichen Auswirkungen sind noch nicht abschätzbar. Immerhin: Wir kommen ohne Neuverschuldung aus, weil wir in den letzten Jahren nicht alles, was schön klingt, aber wenig bringt, finanziert haben. Auf diesen gesammelten Lorbeeren dürfen wir uns aber nicht ausruhen.

Die Landesregierung hat rigoros Schließungen von Geschäften, Freizeiteinrichtungen und Gastronomie angeordnet. Einige dieser Maßnahmen sind richtig, um die Pandemie einzudämmen. Die betroffenen Unternehmen bleiben aber auf ihren hohen Verlusten sitzen. Die Überbrückungshilfen kommen zu spät. Darum muss man leider fragen, ob die prognostizierten Steuerausfälle nicht zu optimistisch gerechnet sind. Die Existenz für viele kleinere Betriebe ist bedroht. Durch die nicht vorhandene Strategie und fehlende Öffnungsperspektiven ist hierbei auch kein Licht am Ende des Tunnels zu erblicken. Durch manche Maßnahmen sind Unternehmen, die ohne Corona auch schon aufgegeben hätten, noch scheinbar als Zombie in der Statistik. Das macht das Bild sehr trügerisch.

Der Gemeinderat kann diese Missstände der Bundes- und Landespolitik nicht beheben. Dennoch müssen wir diese ansprechen. Zum einen, um Kritik zu üben. Vor allem aber um die Zahlen, die im Haushaltsplan vorliegen, einordnen zu können. Die FDP-Fraktion rechnet nicht damit, dass sich die Einnahmesituation spürbar verbessern wird. Darum ist es eine wichtige Aufgabe des Gemeinderats in diesem Jahr, den Haushalt zu durchforsten, Aufgabenkritik zu üben und Sparmaßnahmen zu ergreifen.

Der Scheinwerfer darf dabei nicht nur einen Punkt fokussieren, sondern muss die ganze Bühne ausleuchten. Einzelmaßnahmen, wie die Kürzung bei den Ortschaftsverwaltungen wurden zu Recht vertagt, um sie im Gesamtkontext zu beraten. Sparmaßnahmen tun weh, darum sollte jedes Lieblingskind der Interessensgruppen seinen Anteil leisten müssen.
Jetzt sind kluge, aber auch schwierige Entscheidungen gefragt. Diesen will sich die FDP-Fraktion stellen.
Nach diesen grundsätzlichen Bemerkungen will ich auf die besonders entscheidenden Themen für die Zukunft der Stadt eingehen.

1. Der Bildungsstandort Rottweil

Rottweil versteht sich schon seit Jahrzehnten als Schulstadt. Darum genießen die zwölf Schulen im Haushalt eine hohe Aufmerksamkeit. Die Schulen gehören mit einem Nettoressourcenbedarf von 5,3 Millionen zum zweitgrößten Kostenblock nach den Kindertagesstätten. Damit sorgt die Stadt Rottweil für die gesamte Region für gute Bildungschancen und Perspektiven für junge Menschen. An dieser Stelle möchten wir ausdrücklich die schnelle Entscheidung des Bürgermeisters Dr. Ruf loben, digitale Endgeräte zu beschaffen, als sich die Möglichkeit dazu bot. Dass die digitalen Methoden im Fernunterricht nicht immer funktionieren hat die Stadt nicht zu vertreten.
Wichtig ist für die Zukunft jedoch, dass zügig der interne Ausbau der Schulen in Sachen digitaler Infrastruktur mit Breitbandanschlüssen in den Klassenzimmern und WLAN vorangetrieben wird. Der Glasfaserhausanschluss und das beste Tablet nutzt wenig, wenn man sich nicht im Gebäude vernetzen kann. Trotz der starken Zuschüsse durch den Digitalpakt kommen in der Folge noch hohe Kosten auf die Stadt zu. Trotz der Sparzwänge darf aber nicht an der Bildung gespart werden.

Einen Wermutstropfen in der Schulpolitik des Gemeinderats und der Verwaltung haben wir dennoch ausgemacht: Die Stadt will nichts zusätzlich in den Infektionsschutz an Schulen investieren. Während Gemeinden, wie Villingendorf und drei weitere Kommunen im Kreis in Luftentkeimer investieren, weigert sich der Rottweiler Gemeinderat diesen Schritt zu gehen. Das ist aus meiner Sicht unverständlich. Natürlich können solche Geräte nicht das Lüften ersetzen – das sollen sie auch nicht. Doch sind diese wirksam und leisten einen Beitrag. Die Stadtverwaltung sollte sich hier nochmal intensiv mit den Möglichkeiten beschäftigen. Die Schulen sind eine Einrichtung, die man nur schwer schließen kann, darum muss hier alles getan werden, um eine Ausbreitung des Virus zu erschweren.

2. Rottweil als familienfreundliche Stadt

Zwischen Familie und Beruf passt für uns kein Oder. Darum ist es richtig, dass Rottweil viel in die Kinderbetreuung investiert und neue Plätze einrichtet. Im letzten Jahr hat der Gemeinderat den Wechsel zum Württemberger Modell beschlossen. Eine Entscheidung, die wir in Fragen des Modells unterstützen. Das haben wir bereits in unserer Haushalts-Rede im letzten Jahr angekündigt.

Es muss aber deutlich kritisiert werden, wie mit dem Modellwechsel umgegangen wurde. Der Gemeinderat beriet im Juli – unterjährig – den Modellwechsel und stimmte diesem, auch mit Stimmen der FDP-Fraktion, zu. Im Dezember erst, wurde uns dann die Quittung präsentiert, die im Sommer aus Sicht der FDP noch nicht absehbar war: Die Kosten des Wechsels sind so hoch, dass die Stadtverwaltung eine Kostenreduktion durch eine Senkung der Qualität vorgeschlagen hat. Das war nie im Sinne der FDP-Fraktion. Die kirchlichen Kindergartenträger beschweren sich zudem jetzt zu Recht, dass der Gemeinderat sozusagen einen Vertrag zu Lasten Dritter abgeschlossen hat. Denn der Anteil der Kirchen an den Mehrkosten steigt mit. Jetzt muss nachverhandelt werden, was die Stadt noch mehr Geld kostet, als erwartet.

In der Rückschau ist sich die FDP-Fraktion einig, dass es ein Fehler war, mitten im Jahr einem Modellwechsel zuzustimmen. Die Verwaltung hätte besser über die Konsequenzen aufklären müssen. Besser wäre es gewesen, den Antrag zum Modellwechsel im Zuge der Haushaltsberatungen zu beraten. Die Möglichkeit hätte der Oberbürgermeister durch seine weitreichenden Kompetenzen bei der Gestaltung der Tagesordnung gehabt und nutzen müssen, um finanziellen und politischen Schaden von der Stadt abzuwenden. Dass das nicht geschehen ist, ist ein Fehler der Rathausspitze.
Wir danken aber ausdrücklich den Erzieherinnen und Erziehern an den Kitas und dem Verwaltungsteam um Herrn Pfaff und Frau Lehmann für die gute Organisation und Betreuung, die mit Sicherheit nicht immer einfach ist.
Zur Familienfreundlichkeit gehört auch ausreichend Wohnraum. Die Bauplätze gehen trotz stattlicher Preise weg, wie warme Semmel. Rottweil ist ein attraktiver Wohnort. Die Einwohner bringen über die Zuweisungen außerdem ordentlich Geld ins Stadtsäckel. Darum ist es aus unserer Sicht entscheidend, weiter Flächen für den Wohnungsbau für alle Einkommensschichten zu entwickeln. Neue Baugebiete sind für uns eine Zukunftsinvestition.

3. Tourismus und wirtschaftliche Entwicklung

Entscheidend für die Lebensqualität in der Stadt ist ein gutes Angebot an Arbeitsplätzen in der Region, an Geschäften, Gastronomiebetrieben und Freizeit- und Kultureinrichtungen. Es wird auch in diesem Haushalt viel unternommen, um die Attraktivität zu steigern. Der Bereich Wirtschaftsförderung, Tourismus und Stadtmarketing ist mit 1,3 Millionen Euro Nettoressourcenbedarf ordentlich ausgestattet. Nach der Kritik im letzten Jahr hoffen wir, dass unter der neuen Leitung durch Frau Gaehn die Zufriedenheit steigt.

Aus Sicht der FDP kommt dem Tourismus in den kommenden Jahren eine enorme Bedeutung zu, wenn es darum geht, die Innenstadt weiter zu beleben und attraktiv zu halten. Denn die zahlreichen Gäste sind ein wichtiger Frequenzbringer für den stark gebeutelten Handel und die Gastronomie. Davon profitieren auch die Einwohner. Freuen wir uns über den Zustrom!
Mit Mobilitätskonzept, neuem Parkraum und neuem Parkleitsystem nimmt die Stadt auch 2021 viel Geld in die Hand, um die Erreichbarkeit und Verweildauer zu verbessern. Leider fehlt immer noch der Durchbruch bei eigentlich mittlerweile standardmäßigen Einrichtungen, wie flächendeckendem öffentlichem WLAN in der Innenstadt.

Auch an Übernachtungs- und Tagungsmöglichkeiten mangelt es. Hierzu eine Anekdote: Als im September die FDP/DVP-Landtagsfraktion ein Hotel mit Übernachtungsplätzen und Tagungsmöglichkeit in Rottweil suchte, wurde sie nicht fündig. Man musste dann nach Villingen-Schwenningen ausweichen. In der Außenwirkung ist das peinlich und schmerzt einen Stadtrat und Wahlkreisabgeordneten sehr. Bei jeder Reise der Fraktion konnte man in der größten Stadt im Kreis unterkommen, nur im Kreis Rottweil musste man in einen anderen Landkreis fahren. Das zeigt: es muss sich was ändern.
Die Landesgartenschau 2028 als großes Zukunftsprojekt, darf man nicht als einmalig betrachten. Darum lehnen wir eine Diskussion über eine sogenannte „Landesgartenschau light“ entschieden ab. Die LGS ist eine Jahrhundertchance für die Stadtentwicklung. Jeder Euro in sinnvolle Entwicklungsprojekte ist ein Euro, der sich in der Zukunft bis mindestens 2040 mehrfach bezahlt machen wird. Wir wollen einen Fokus auf die Erschließung neuer Wohngebiete und Naherholungszentren mit der Landesgartenschau erreichen.

Im letzten Jahr haben manche Gemeinderäte versucht größere Denkansätze zu zerreden – Oft nach dem Motto „Das ist schon seit 2000 Jahren so, darum machen wir da jetzt nicht was anderes“. Mit solchem Gedankengut, kann man aber keine zukunftsfähige Politik machen. Die FDP appelliert, groß zu denken und neue Entwicklungsmöglichkeiten am anderen Neckarufer zu entdecken.

Abschließend bedankt sich die FDP-Fraktion trotz punktueller Kritik bei der Stadtverwaltung für die hervorragende Arbeit in dieser schwierigen Zeit. Unser ausdrücklicher Dank gilt dem Kämmerer, Herrn Walter und seinem Team, der die Zahlen im Griff hat und ein gutes Maß zwischen notwendigen Ausgaben, sinnvollen Ausgaben und Sparzwängen findet. Wir danken außerdem dem großen ehrenamtlichen Engagement und der Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger am Gemeinwesen, von der Feuerwehr über die zahlreichen kulturellen Vereine, den Sport und die sozialen Einrichtungen dafür, dass sie die Stadt lebenswert halten wollen.

Die fetten Jahre sind erstmal vorbei, aber mit den richtigen Impulsen für die Zukunft, kommen wir aus der schwierigen Lage schnell raus. Wenn wir uns trotz der für viele Einwohner persönlich und wirtschaftlich schwierigen Zeit den Optimismus, den Freigeist und den Gestaltungswillen erhalten, blickt die FDP frohen Mutes in die Zukunft. Wir freuen uns auf die gemeinsame Arbeit in 2021!

Im Zuge der Corona-Pandemie geisterte auch immer mal wieder das Thema der Homeoffice-Pflicht in den Medien umher. Welche Rolle Homeoffice, vor allem jedoch auch die Umsetzbarkeit im produzierenden Gewerbe spiele, darüber tauschten sich der FDP-Landtagsabgeordnete Daniel Karrais, Bürgermeister Marcus Türk, der Geschäftsführer der Firma SK Scheidel Kunststoffe, Eberhard Scheidel sowie die Leiterin der Abteilung Marketing und E-Commerce, Maximiliane Scheidel aus. Das Unternehmen wurde bereits 1989 gegründet. Hierbei hat sich das Unternehmen auf den Handel von Kunststoffen und Glas sowie auf die Bearbeitung von Kunststoffen spezialisiert. 1993 fand die Verlagerung des Standortes nach Villingendorf statt. Scheidel und sein Team haben zu Beginn der Pandemie im März 2020 rasch geschalten und Schutzschilde, also einen Spuckschutz aus Plexiglas, entwickelt. Dieses Produkt sei auch heute, nach fast einem Jahr, immer noch der Dauerbrenner. „Unsere Produkte findet man nicht nur regional. Wir haben ebenfalls Abnehmer in München, Stuttgart oder auch Köln,“ so Scheidel über seinen Verkaufsschlager.

Um die Mitarbeiter in jener Zeit zu schützen habe man schnell reagiert. So habe man zeitweise in einen Zweischichtbetrieb gewechselt, um die Anwesenheit der Mitarbeitenden zur entzerren. Eine weitere Maßnahme zum Schutz der Mitarbeitenden war das Betretungsverbot für externe Fahrer. „Wir haben Toilettencontainer besorgt, die eben jenen Fahrern zur Verfügung gestellt wurden, die unsere Firma nicht mehr betreten durften,“ erklärte der Geschäftsführer. Im Haus selbst gilt eine FFP2-Maskenpflicht. Im nächsten Zuge wurden die Vertriebler ins Homeoffice versetzt. Dennoch sei es so, dass nicht jeder Arbeitnehmer so einfach ins Homeoffice wechseln könne. Scheidel erklärte: „Wir hantieren hier zum Teil mit sensiblen Daten, die das Haus nicht verlassen können.“ Darum habe man an den Arbeitsplätzen die selbst entwickelten Schutzschilde installiert, um die Sicherheit zu erhöhen. Der Geschäftsführer und die Leiterin der Marketingagentur empfänden es daher auch für fragwürdig, wenn über eine Homeoffice-Pflicht debattiert werde. „Wir haben viel Arbeit in unser Hygienekonzept gesteckt. Uns als Arbeitgeber ist ein wichtiges Anliegen unsere Mitarbeiter zu schützen.,“ so Maximiliane Scheidel. Am 11. Januar habe man zudem Corona-Schnelltests für alle Mitarbeitenden angeboten, um den Betrieb im neuen Jahr beruhigt aufnehmen zu können.

Daniel Karrais, Abgeordneter der FDP/DVP Fraktion im Landtag von Baden-Württemberg, pflichtete den Scheidels bei. „Man muss Arbeitgebern und Arbeitnehmern schon zutrauen, verantwortungsvoll mit der Situation umzugehen und zu entscheiden, ob Homeoffice sinnvoll oder überhaupt möglich ist. Besonders im produzierenden Gewerbe ist Homeoffice schlichtweg keine Option,“ so Karrais. Er finde es wichtig, dass man in den Schutz seiner Mitarbeiter investiere. Das sehe man bei den Scheidels jedoch eindeutig. „Als ich das Gebäude betreten habe, wurde direkt Fieber gemessen. Es gibt überall den eigens entwickelten Spuckschutz und ich habe keinen Mitarbeiter ohne Maske gesehen,“ berichtet der Abgeordnete. Er führt aus: „Für mich zeigen die Scheidels ganz klar, wie es gehen kann. Eine Bevormundung durch die Politik wäre hier mehr als fehl am Platz.“ Für Arbeitnehmer mit Kind haben es die Scheidels zudem möglich gemacht die Arbeitszeiten flexibel zu gestalten. Für Karrais ganz klar ein Vorzeigeunternehmen.

Insgesamt betrachte Scheidel die Entwicklungen der Corona-Pandemie mit Sorge. „Der Zickzackkurs der Politik tut niemandem gut. Zudem nimmt die Liquidität bei unseren Kunden ab, das merkt man,“ berichtete der Geschäftsführer. Dass Click und Collect erst im neuen Jahr erlaubt wurde, empfindet Scheidel als Fehlentscheidung. Und auch das Vorgehen bei der digitalen Bildung mahnt der Unternehmer an. „Wir wissen bereits seit einem Jahr, wo es hakt und was wir dringend benötigen, um guten digitalen Unterricht anbieten zu können und dennoch bricht der Server am ersten Tag zusammen,“ so Scheidel. Dass hier etwas gewaltig schieflaufe müsse man doch spätestens jetzt gemerkt haben.

Daniel Karrais, der im Landtag vornehmlich für die Themen Digitalisierung und Energie zuständig ist, stimmte Scheidel zu. „Unsere Kultusministerin hat es leider versäumt, effektiv in die digitale Bildung zu investieren. Leider war sie zu sehr damit beschäftigt, immer wieder neue Versprechungen in Sachen Öffnungen zu machen, die sie im Nachhinein als heiße Luft entpuppten,“ so der Abgeordnete. Er wünsche sich in fast allen Bereichen mehr Sicherheit und vor allem auch Zuverlässigkeit. „Finanzhilfen, die bis heute nicht ankommen, spätes Reagieren in Sachen Click und Collect – unsere Corona-Politik muss dringend dynamischer werden,“ so Karrais abschließend.

Wo drückt der Schuh? Wie steht es um die wirtschaftliche Entwicklung in der Region? Das wollte der FDP-Landtagsabgeordnete Daniel Karrais von der Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderung Schwarzwald-Baar-Heuberg, Henriette Stanley, wissen. Welche Themen in der Region Gewicht haben, werde von Stuttgart vorgegeben. Es wundere wohl niemanden, dass auch hier das hippe Thema der Digitalisierung dominiere. „Dennoch muss ich manchmal schmunzeln, wenn von Industrie 4.0 gesprochen wird, manche Unternehmen aber noch nicht mal ausreichendes WLAN besitzen,“ so Stanley. Man müsse Digitalisierung differenziert denken. Stanley ergänzt: „Politik muss auch für den ländlichen Raum und nicht nur für die Großstädte gemacht werden.“ Stanley betonte, dass es tolle Förderlinien in Sachen Digitalisierung gebe. „Teilweise ist es jedoch so, dass die Investitionen, die getätigt werden müssen, um einen entsprechenden Zuschuss zu bekommen, viel zu hoch sind,“ gibt Stanley zu bedenken.

Baden-Württemberg sei bekannt als innovatives, forschungsstarkes Bundesland. Wenn dies dauerhaft so bleiben soll, sei es unabdingbar, dass man alle Unternehmen abhole. Unternehmen sollten im Bereich der Digitalisierung gefördert, gleichzeitig jedoch auch vermehrt geschützt werden. „Mit der zunehmenden Digitalisierung geht natürlich auch immer die Gefahr für einen Cyberangriff mit einher. Besonders mittelständische Unternehmen müssen hier dringend an die Hand genommen werden,“ berichtet Stanley aus der Praxis. Cybersecurity an sich werde verstärkt gefördert. Es wäre jedoch umso wichtiger, niedrig anzufangen, um erstmal zu erklären, um welche Risiken es sich hierbei handle. Daniel Karrais, digitalpolitischer Sprecher der FDP/DVP Landtagsfraktion, bemängelt, dass ein Großteil der Angebote auch erst seine Anwendung finden, wenn es quasi schon zu spät sei. „Die Cyberwehr umfasst eine kostenlose Hotline, die quasi rund um die Uhr für kleine und mittelständische Unternehmen erreichbar ist, falls diese einen Cyberangriff erleben und Hilfe benötigen. Was ist jedoch mit der Prävention?“ hinterfragt Karrais die 2020 eingeführte Cyberwehr. Zwar schaffe das Land eine Cybersicherheitsagentur, die fokussiere sich jedoch zu sehr auf die Verwaltung und schaffe Mehrfachstrukturen. „Die eigentlich sinnvolle Stärkung der Cybersicherheit erweist sich so als Bärendienst,“ meint Karrais.

Neben der Digitalisierung habe die Region Schwarzwald-Baar-Heuberg jedoch noch andere Herausforderungen zu meistern, so die Wirtschaftsförderin. Die Transformation der Automobilindustrie werde hier im Kreis eine wichtige Rolle spielen, da sind sich Stanley und Karrais einig. „Ich denke es ist wichtig, dass wir in Forschung und Entwicklung neuer Technologien investieren. So können wir unsere Region zum Vorreiter machen und ganz einfach mit der Zeit gehen,“ erklärte Stanley ihre Visionen. Man müsse sich nicht nur als Region, sondern als Bundesland am globalen Markt profilieren. Karrais sehe große Chancen in dem Verein H2 Regio SBH+, ein Industrienetzwerk, dass es sich zur Mission gemacht hat, verschiedene Kompetenzen wie zu nutzen, um marktfähige Komponenten im Bereich des Wasserstoffes zu entwickeln, zu produzieren und so Wertschöpfung und Beschäftigung zu sichern.

Eine weitere große Herausforderung, so Stanley, sei die medizinische Versorgung im ländlichen Raum. Auf Grund der Nähe zur Schweiz habe die Region schon länger das Problem medizinisches Personal zu finden, das sich hier niederlassen möchte. „Es ist ganz wichtig, dass wir hier das große Ganze betrachten. Was ist Arbeitnehmern heutzutage wichtig? Eine gute Infrastruktur, eine gute Kinderbetreuung, ansprechende Ladenöffnungszeiten und natürlich auch insgesamt ein guter öffentlicher Personennahverkehr,“ so die Geschäftsführerin. Man rede immer sehr lange über die Probleme, die man bereits vor Jahren erkannt habe. Es sei an der Zeit zu handeln, meint Stanley.

Dies entspreche auch den Vorstellungen, die Karrais für den Kreis Rottweil und die Region habe. „Ich sehe großes Potenzial in unserer Region, das wir entfalten müssen,“ so Karrais. Er führte aus: „Ganz konkret denke ich hierbei an den Ringzug. Die Weiterentwicklung ist zu zurückhaltend geplant. Meine Vision ist es, den Ringzug zu einer Art regionalen S-Bahn zu entwickeln.“ Karrais sei enttäuscht über die Entscheidung die Möglichkeit einer Anbindung nach Balingen zu prüfen, zu verwerfen. In Sachen Anbindung biete die Gäubahn wiederum eine große Chance. Der Deutschlandtakt bringe hier Schwung in die Thematik. „Wir haben viele tolle Leute und Unternehmen in der Region, die sich ständig neu erfinden. Das hat uns als Region stark gemacht. Das müssen wir weiter so betreiben und politisch unterstützen,“ da sei sich der Abgeordnete sicher.