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FDP-Fraktion diskutiert mit Experten über E-Fuels und alternative Kraftstoffe

Die FDP-Landtagsfraktion hatte am vergangenen Montag zu einem Expertengespräch zum Thema „E‑Fuels: Kraftstoff für Klimaschutz“ ins Autohaus Schmid nach Rottweil geladen. Bei der gut besuchten Veranstaltung im Vorführraum des Autohauses diskutierten unter der Moderation von Christian Jung, dem verkehrspolitischen Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, mehrere Experten und Politiker über das brandaktuelle Thema.

FDP-Fraktionsvorsitzender Hans-Ulrich Rülke stellte in seiner Begrüßung heraus, dass es gute Gründe gebe, weshalb seine Fraktion auf E‑Fuels setze. Neben der Sicherung der individuellen Mobilität der Zukunft und des Wirtschaftsstandorts Baden-Württemberg spräche auch die Schaffung einer Perspektive für Klimaschutz im Fahrzeugbestand dafür. Er betonte, dass die FDP den Elektroantrieb nicht verhindern wolle, sondern die verschiedenen Möglichkeiten technologieoffen weiterentwickeln und freigeben wolle.

In der Diskussion mit den geladenen Experten wurde schnell klar, dass eine einseitige Fokussierung auf E-Mobilität nicht der richtige Weg sei. Markus Jäger, Geschäftsführer des Autohauses Schmid, berichtete, dass die Preise für E-Autos aktuell immer noch sehr hoch seien und es zudem im Gebrauchtwagenmarkt kaum E-Fahrzeuge gebe. Grund sei, dass es im Gegensatz zu Neufahrzeugen keine Förderung gebe. Auch würden viele E-Fahrzeuge nach Skandinavien verkauft.

Für ihn und die restlichen Gesprächsteilnehmer war klar, dass ein Verbot von Verbrennerfahrzeugen unrealistisch sei. Es müsse in der Klimafrage auch eine Antwort für bereits vorhandene Fahrzeuge geben. „Allein in Deutschland gibt es aktuell rund 48,8 Millionen Verbrenner, weltweit knapp 1,4 Milliarden“, erklärte der FDP-Abgeordnete Friedrich Haag. Eine Lösung für diese Fahrzeuge sei daher dringend notwendig, um sie auch nach 2035 weiter betreiben zu können. Denn laut Jürgen Zieger, Geschäftsführer Zentralverband des Tankstellengewerbes e.V., seien im Jahr 2040 noch 32 Millionen Verbrennerfahrzeuge im Verkehr zu erwarten. Man müsse daher technologieoffen denken und alle Varianten zur CO2-Reduktion im Blick behalten. Dies betonte auch Martin Schmidt, von der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg. Derzeit würde Technologieoffenheit aber vor allem durch den regulatorischen Rahmen erschwert.

Einigkeit herrschte unter den Gesprächspartnern, dass E-Fuels eine Chance für die klimafreundliche Nutzung der Verbrenner-Bestandsflotte sein können. Eine weitere vielversprechende Lösung stelle HVO-Diesel („Hydrotreated Vegetable Oil“) dar, ein klimafreundlicher Dieselkraftstoff, der aus biologischen Rest- und Abfallstoffen hergestellt wird. Es können alle Diesel-Motoren mit HVO betrieben und damit die CO2-Emissionen um bis zu 90 Prozent gesenkt werden, erklärte Zieger. Erlaubt sei laut Landespolitiker Haag bislang lediglich eine Nutzung in geschlossenen Nutzerkreisen mit Betriebstankstelle, aber nicht im freien Verkauf. Haag sicherte zu, dass sich seine Partei für eine rasche Marktzulassung einsetze. „Wenn alles gut läuft könnte die Zulassung für HVO100, bereits im Frühjahr 2024 kommen“, so der Stuttgarter.

Michael Dittert, Geschäftsführer der Oel-Heimburger GmbH, berichtete, dass man HVO bereits jetzt beispielsweise an den Bauhof der Stadt Rottweil liefere. „Wenn es bestellt wird, können wir auch liefern“, so der Rottweiler Mineralölhändler. Bei nur knapp 10 bis 12 Cent mehr Kosten als bei herkömmlichem Diesel, könne der Kraftstoff ein vielversprechender Ersatz sein. In anderen Ländern würde dies bereits umgesetzt, so Dittert. In Südamerika sei beispielsweise Bioethanol bereits in Verwendung, wusste Marco Warth, Entwicklungsleiter Motorensysteme und -komponenten bei der MAHLE GmbH, zu berichten, die weltweit über 150 Standorte betreibt.

Im abschließenden Fazit der Diskussion stellte Daniel Karrais heraus, dass alle Alternativen zum Klimaschutz genutzt werden müssen. „Klar ist, dass wir zum Erreichen der Klimaziele technologieoffen denken und nach praktikablen Lösungen suchen müssen. Nur so können wir Klimaschutz und Mobilität unter einen Hut bringen.“ Diese Ideologiefreiheit fehle in der deutschen Politik, so Karrais. „Wichtig ist, dass wir Mobilität für den ländlichen Raum mitdenken. Was in Stuttgart funktioniert, ist für unseren Landkreis noch lange keine gute Lösung,“ fügte er in Bezug auf die lokalen Begebenheiten hinzu. „Wir als FDP werden daher weiterhin an unserer Forderung festhalten, alternative Kraftstoffe schnellstmöglich für den Markt zuzulassen,“ schloss Karrais und bedankte sich bei den knapp 50 aufmerksamen Zuhörern.

Bei Imbiss und Getränken wurde im Anschluss noch weiter mit den Experten und FDP-Landtagsvertretern diskutiert.