Ländliche Ärzteversorgung braucht flexible Konzepte
Die FDP-Landtagsabgeordneten Daniel Karrais und Jochen Haußmann trafen sich zum gemeinsamen Austausch mit Dr. med. Gebhard Pfaff von den Regiodocs, ein Zusammenschluss mehrerer Hausärzte in der Region um Schramberg. Begleitet wurden die Landespolitiker vom Lauterbacher Apotheker und FDP-Gemeinderat Emile Epagna. Im Zentrum des Gesprächs stand die Frage, wie die medizinische Versorgung im ländlichen Raum trotz Fachkräftemangels und demografischer Herausforderungen langfristig gesichert werden kann. Dabei seien die Regiodocs „beispielgebend“ für breite und zukunftsfähige Versorgungskonzepte, eröffnete Daniel Karrais.
„Unser Konzept verbindet die Vorteile einer klassischen dörflichen Hausarztpraxis mit den Möglichkeiten eines modernen Netzwerks,“ erklärte Dr. Pfaff. „Während unsere Patienten die gewohnte Nähe und persönliche Betreuung erfahren, steht hinter den Kulissen ein großes Team, das sich medizinisch-fachlich austauscht und administrative Aufgaben zentral organisiert.“ Die Regiodocs bestehen aus zwölf Allgemeinmedizinern, die an fünf Standorten tätig sind.
Daniel Karrais, der im Landtag den Landkreis Rottweil vertritt, hob die Bedeutung von neuen Konzepten hervor: „Die medizinische Versorgung im ländlichen Raum sicherzustellen ist eine der größten politischen Herausforderungen der nächsten Jahre.“ Darum sei es wichtig die Tätigkeit als Hausarzt attraktiver zu machen. Durch die Möglichkeit der Anstellung in der Praxis werde die Arbeit attraktiver.
Jochen Haußmann, gesundheitspolitischer Sprecher der FDP/DVP-Fraktion im Landtag, unterstreicht die Bedeutung flexibler Regelungen: „Wenn wir die medizinische Versorgung flächendeckend erhalten wollen, müssen starre Vorgaben überdacht werden. Die Entwicklung der letzten Jahre zeigt, dass wir immer weniger Einzelarztpraxen haben werden. Wir brauchen innovative Modelle, die auch auskömmlich finanziert werden müssen. Vernetzung, Einsatz digitaler Möglichkeiten und weniger Bürokratie sind wichtige Elemente, um auch in Zukunft die Freiberuflichkeit in der ambulanten Versorgung sicherzustellen.“ Politik und die Kassenärztliche Vereinigung müssten Rahmenbedingungen schaffen, die neue Konzepte fördern und nicht verhindern, so Haußmann.
Wie eine Kleine Anfrage von Karrais für den Kreis Rottweil zeigte, weist der Landkreis mit einem rechnerischen Versorgungsgrad von 92 % und nur fünf Kinderarztpraxen die schlechteste Versorgungslage in ganz Baden-Württemberg auf. Bei Frauenärzten sei die Lage ähnlich schlecht. Dr. Pfaff machte deutlich, dass diese Entwicklung auch die Regiodocs spüren: „Immer mehr Patienten, die eigentlich zum Kinder- oder Frauenarzt gehören, wenden sich an uns, weil sie keinen Termin bekommen oder lange Fahrtwege in Kauf nehmen müssten.“
Wie alle Gesprächspartner hervorheben, sei der Aufbau eines medizinisches Versorgungszentrums (MVZ) im Landkreis eine Möglichkeit, diesen Herausforderungen zu begegnen. „Mit einem MVZ können wir die Infrastruktur für Ärzte bieten, die eben mit dem Patienten arbeiten wollen und nicht in der Verwaltung,“ betonte Karrais. Zudem könnten verschiedene fachärztliche Angebote gebündelt werden. Karrais wolle den Aufbau eines MVZ unterstützen.