Bei einer Begehung am Weiherbach in Göllsdorf mit Ortsvorsteher Wolfgang Dreher konnte sich FDP-Landtagsabgeordneter Karrais selbst ein Bild vom Werk des Bibers machen. „Im Landtag und in der Öffentlichkeit wird heftig über den sich wieder ausbreitenden Biber diskutiert“, eröffnete der Abgeordnete. Die fleißigen Tiere haben in einem Abschnitt des Baches bereits mehrere Dämme errichtet und Bäume zu Fall gebracht. In Absprache mit der Tiefbauabteilung der Stadtverwaltung und dem ehrenamtlichen Biberbeauftragten des Landkreises wurde durch die Schaffung eines Bypasses die Gefahr des Überflutens verhindert. Die Verantwortlichen beobachten die Situation, um bei einer Veränderung entsprechende Maßnahmen einleiten zu können.
Der Biber hatte sich anders als der Wolf nicht natürlich angesiedelt, sondern wurde vor einigen Jahren in Bayern ausgesetzt und ist nun auch in Baden-Württemberg wieder heimisch. Über das Vorgehen bei Biberaufkommen informierten Biber-Sachbearbeiterin Carola Prantl und Kreisökologe Philipp Klein von der Unteren Naturschutzbehörde. So stelle der Biber bei rechtzeitigem Handeln in der Regel keine Gefährdung dar, sondern könne sogar positive Auswirkungen auf die Biodiversität und Artenvielfalt eines Gebietes haben. Wichtig sei laut den beiden Landratsamtsvertretern vor allem, sich bei Biber-Verdacht direkt mit den zuständigen Behörden in Verbindung zu setzen und rechtzeitig regulierende Maßnahmen einzuleiten, um eine friedliche Koexistenz zu ermöglichen. „Mit dem Biber gibt es keine Probleme, sondern Konflikte. Die kann man jedoch auflösen,“ meinte Karrais.
Für den Landespolitiker war der fachkundige Austausch sehr lohnend, da es gerade im Umweltausschuss immer wieder Debatten zu den Regularien hinsichtlich Biber-Maßnahmen gebe. „Mir ist wichtig, die Dinge vor Ort anzuschauen und mit den zuständigen Behörden zu sprechen, um fachkundig mitdiskutieren zu können, denn oft werden die Debatten sehr emotional und wenig sachbezogen geführt.“ Gerade betroffene Landwirte, deren Ackerflächen durch Überflutungen bedroht sind, melden sich häufig zu Wort. „Landwirte haben ein berechtigtes Interesse, das ihre Felder nicht überflutet werden. Darum muss man mit lenkenden und schützenden Maßnahmen arbeiten“, findet Karrais. Dabei können aber keine Pauschalisierungen gemacht werden. „Die Gewässersituation ist in Baden-Württemberg überall unterschiedlich. Und auch der Biber ist ein sehr wandelbares Tier, sodass wir jeden Fall einzeln betrachten und entscheiden müssen, was zu tun ist,“ so Klein. Dies bestätigt auch Prantl: „In der Regel können für alle Biber-Fälle allgemeinverträgliche Lösungen gefunden werden. Wichtig ist vor allem, dass man rechtzeitig Kontakt mit uns aufnimmt und gemeinsam ein Vorgehen erarbeitet, um Schäden durch Anpassungen zu vermeiden.“
So gebe es eine ganze Reihe an Unterstützungsmaßnahmen für betroffene Kommunen und Landwirte. Als wirksame Gegenmaßnahmen können beispielsweise Bäume durch Verbissschutz vor dem Abnagen bewahrt werden. „Die Anwohner können beim städtischen Bauhof entsprechende Materialien kostenfrei abholen, um ihre eigenen Bäume zu schützen“, bekräftigte Ortsvorsteher Dreher. Fallbezogen werde geprüft, ob man den Biber in andere Gebiete locken könne, in dem man für ihn attraktive Gehölzsorten dort vermehrt.
Zum vor kurzem angelaufenen Modellprojekt nach bayerischem Vorbild konnten die Sachkundigen noch keine Informationen geben. Im Projektgebiet über die Landkreise Sigmaringen, Ravensburg, Biberach, den Stadtkreis Ulm sowie den Alb-Donau-Kreis werden versuchsweise die Hürden für Bibermaßnahmen gesenkt und somit ein offensiverer Umgang ermöglicht. Die sog. letale Entnahme, d.h. die Tötung des Tieres, bleibt aber ultima ratio, die es nach wie vor unbedingt zu vermeiden gilt.
Zum Abschluss war man sich einig, dass es durch die steigende Population im Land künftig zu Biberkonflikten kommen kann und etwas getan werden muss, aber es durchaus sinnvolle Maßnahmen gibt, die ein friedliches Zusammenleben mit dem Biber ermöglichen.
Foto: FDP-Landtagsabgeordneter Daniel Karrais (Mitte), Ortsvorsteher Wolfgang Dreher (li.) und Biberbeauftragte Carola Prantl (re.) begutachten die Biber-Schäden am Weiherbach.