,

Gastronomie und Hotellerie sind sozialer Kleber

FDP-Abgeordnete Daniel Karrais MdL (Rottweil) und Dr. Marcel Klinge MdB (Schwarzwald-Baar) tauschen sich digital mit DEHOGA Vertretern aus.

An dem digitalen Gespräch mit den beiden FDP-Politikern nahmen insgesamt acht Betreiber aus der Gastronomie- und Hotelbranche sowie Ines Kleiner, Geschäftsführerin der Geschäftsstelle Konstanz des DEHOGA, die auch für den Kreis Rottweil zuständig ist, teil. Insgesamt zeichnete sich ein düsteres Bild ab. Die Betriebe sind mittlerweile fast im fünften Monat der Schließungen angekommen. Während einige wenige Betriebe bereits einen Abschlag der November- und Dezemberhilfen überwiesen bekommen haben, fehle dies beim Großteil der Unternehmen jedoch noch. „Die fehlende Perspektive ist kräftezehrend,“ so Kleiner. Auch vom Verband könne man derzeit keine genauen Zusicherungen machen. Wie es mit den Hilfszahlungen für Januar und Februar aussehe, wisse man aktuell ebenfalls noch nicht, lediglich, dass diese im Rahmen der sogenannten Überbrückungshilfe III stattfinden werden.

Frustriert seien die Unternehmer ebenfalls über die bisher nicht eingehaltenen Versprechungen aus dem vergangenen November. 75 Prozent des Umsatzes des Vorjahresmonats sollten Restaurants, Hotels und andere Gastronomiebetriebe, die gezwungen wurden zu schließen, erstattet bekommen. „Was hier jedoch alles gegengerechnet wird, das hat natürlich wieder keiner offen kommuniziert,“ so ein Restaurantbetreiber im Gespräch. Der Außer-Haus-Betrieb, der im ersten Lockdown richtig Fahrt aufgenommen habe, sei mittlerweile eher zur Kundenpflege da, wirklich daran verdienen könne man nicht. „Dass immer noch nur Abschlagszahlungen in geringem Umfang ausgezahlt wurden, ist katastrophal und ein Armutszeugnis nach fast drei Monaten Lockdown,“ ärgert sich Karrais darüber.

Für die Unternehmer sei klar, dass sie schnellstmöglich eine Perspektive zur Öffnung benötigen. Ostern öffnen, das wünschen sie sich alle sehr. „Mit genügend Vorlauf können wir dann auch alles entsprechend planen. Hygienekonzepte bestehen ja bereits aus dem vorhergegangenen Lockdown,“ so die Gastronomen.

In der Öffentlichkeit sei in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder erwähnt worden, dass die Gastronomie im vergangenen Sommer das Geschäft ihres Lebens erzielt habe. Dem stellten sich die Gastronomen geschlossen entgegen. Die Geschäftsführerin der DEHOGA Geschäftsstelle erklärte: „Für einige wenige Betriebe, insbesondere in Ferienregionen, mag das zutreffen. Wir dürfen jedoch nicht die Einrichtungen vergessen, die sich beispielsweise auf Geschäftsreisende spezialisiert haben. Da ging im vergangenen Jahr quasi gar nichts.“

Marcel Klinge, tourismuspolitischer Sprecher der FDP Bundestagsfraktion, wolle sich dringend dafür einsetzen, dass die Mehrwertsteuersatz für Speisen in Restaurants und Gaststätten bei den sieben Prozent bleibt, auf die er erstmal bis zum 30. Juni 2021 herabgesenkt wurde. „Dies wäre ein wichtiges Zeichen an unsere Gastronomen, dass wir wirklich hinter ihnen stehen,“ so Klinge. Seiner Ansicht nach, sollte man auch die Mehrwertsteuer für antialkoholische Getränke auf die entsprechenden sieben Prozent herabsetzen.

Daniel Karrais, im Landtag zuständig für die Digitalisierung, lobte die Hygienekonzepte der Unternehmer, die in den meisten Fällen auch konsequent durchgesetzt wurden. „Schwarze Schafe gibt es leider immer,“ kritisierte der Rottweiler Landtagsabgeordnete diejenigen, die Hygienekonzepte nicht ernst nehmen. Karrais führte aus: „Ich bin dennoch der Meinung, dass wir in Sachen Digitalisierung noch einiges rausholen können. Die Corona-Warn-App verfügt leider immer noch nicht über eine Check-In-Funktion, welche besonders im Bereich der Gastro so wichtig und richtig wäre.“ Karrais verwies auf die App Luca, die unter anderem von den Fantastischen Vier ins Leben gerufen wurde. „Ich finde es ist schon fast ein Armutszeugnis, dass die Bundesregierung nicht annähernd schnell handeln und entwickeln kann, wie eine Musikgruppe,“ so der Digitalpolitiker. Auch mit Blick auf die neuen Einschränkungen stellte Karrais klar: „Wir brauchen endlich eine Strategie mit Kriterien für eine Öffnung. Die Regierung hat sonst langsam ihre Glaubwürdigkeit verspielt.“

Bei einem waren sich alle einig: Gastronomie und Hotellerie sind ein sozialer Kleber. Das gemütliche Beisammensein, das bereits seit mehreren Monaten nicht mehr möglich ist, fehlt.