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Ukraine-Krise, Glasfaserausbau und Verwaltungsdigitalisierung: Karrais im Gespräch mit Villingendorfs Bürgermeister Marcus Türk

Zum Gespräch trafen sich der FDP-Landtagsabgeordnete Daniel Karrais und Bürgermeister Marcus Türk. Im Villingendorfer Rathaus tauschten sich die beiden über aktuelle Themen und Belange aus. Es war bereits Karrais zweiter Besuch bei Türk. Kurz nach dessen Amtsantritt hatte es im Frühjahr 2019 ein erstes Austauschtreffen gegeben.

Im Zentrum des erneuten Gespräches stand nun die aktuelle Lage. Die Auswirkungen des Ukraine-Krieges beschäftigen den Bürgermeister der 3.400 einwohnerstarken Gemeinde. Momentan sind 30 ukrainische Flüchtlinge in der Gemeinde privat untergebracht. Sollten noch weitere Geflüchtete nach Villingendorf kommen, fehle es an Unterbringungsmöglichkeiten. Ein weiteres Problem würde sich in der Kinderbetreuung ergeben. „Besonders schwierig ist die Ungewissheit, ob und wie viele Personen nach Villingendorf kommen. Das erschwert es, uns auf einem möglichen Zustrom vorzubereiten,“ so Bürgermeister Türk.

Auch die gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise machen sich in der Gemeinde bemerkbar. Hinzu kommen die steigenden Lebenshaltungskosten sowie hohe Miet- und Immobilienpreise, die es vielen Bürgern schwermachen, gab der Schultes zu bedenken.

Erfreulich sei, dass Villingendorf gut durch die Pandemie gekommen sei. „Die Prognosen waren um einiges schlechter. Aktuell stehen wir ganz gut da. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass wir vorausschauend gewirtschaftet haben,“ so Türk. Diskussionen gibt es aktuell im Bereich Schulentwicklung. Im Gespräch stehen die Neugestaltung des Pausenhofs, die Sanierung des Grundschulgebäudes sowie die Verbesserung der räumlichen Voraussetzungen für die Ganztagsbetreuung. Bei dieser Gelegenheit wurde das Engagement der GWRS Villingendorf lobend erwähnt. Was unmittelbar bevorsteht ist der Anschluss der Kläranlage Villingendorf an die Stadt Rottweil. „Neben Corona und Ukraine gibt es im Moment noch weitere Themen, die in den nächsten Jahren angegangen werden müssen: Schule, Kindergarten, Feuerwehr, Kläranlage, Halle – es gibt einiges zu tun!“, sagte der Bürgermeister. Positives gab es zum Thema Breitbandversorgung zu berichten. Der Glasfaserausbau für Gewerbegebiete schreitet voran. Hierzu fand im April der Startschuss zum Breitbandprojekt „Gewerbegebiet/weiße Flecken“ statt. Damit soll das Gigabit-Netz ausgebaut werden. Der Ausbau werde von Bund und Land mit 54 Millionen Euro gefördert. „Bund und Land nehmen viel Geld in die Hand, um den Ausbau sicherzustellen. Anders als manche behaupten, sorgt auch die neue Bundesregierung für eine gute Förderkulisse für den dringend benötigten Glasfaserausbau,“ erklärte der FDP-Politiker Karrais.

Weniger erfreulich sieht Türk die Entwicklung im Bereich Verwaltungsdigitalisierung. Das Portal Service BW, über das viele digitale Vorgänge laufen sollen, sei kompliziert und für kleine Kommunen ohne eigenes IT-Personal nur schwer anzuwenden. Auch Karrais, selbst digitalpolitischer Sprecher im Landtag, ist gespalten: „Die Implementierung des Online-Zugangs-Gesetzes stellt viele Gemeinden vor erhebliche Probleme. Da Verwaltungen unterschiedlich strukturiert sind, ist es ohnehin fraglich, ob es für alle Gemeinden funktioniert,“ so Karrais. Der Digitalisierungsexperte fügt hinzu: „Die Digitalisierung von Verwaltungsprozessen ist dringend notwendig, auch wenn die Änderungen zunächst eine Belastung für die zuständigen Mitarbeiter ist. Langfristig erlaubt das mehr Automatisierung und Vereinfachung. Es besteht aber noch erhebliches Verbesserungspotenzial, da die Landesregierung bislang zu wenig Druck gemacht hat, damit es vorangeht,“ so die Einschätzung des Digitalisierungsexperten Karrais.