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CO2-Schattenpreis: Neubau der JVA Rottweil dient als Pilotprojekt

Um dem Klimawandel entgegenzuwirken, sind Mechanismen zur CO2-Reduzierung unerlässlich, dies sieht auch der FDP-Landtagsabgeordnete und Vorsitzende des Ausschusses für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft im baden-württembergischen Landtag, Daniel Karrais so. Für Karrais sei ein Preis für CO2 das zentrale Steuerungsinstrument zur Umsetzung der Klimaziele. In einem Antrag an die Landesregierung wollten Karrais und seine Kollegen nun in Erfahrung bringen, wie die Landesregierung die verschiedenen Mechanismen der CO2-Bepreisung bewertet. Dabei kam auch die neu zu bauende JVA in Rottweil zur Sprache.

Im Koalitionsvertrag kündigte die grün-schwarze Landesregierung an, mit einem realistischen CO2-Preis zu planen. Ziel sei es, dass das Land als Bauherr und bei Vergaben einen CO2-Schattenpreis von mindestens 180 Euro pro Tonne CO2 systematisch berücksichtige. Im Vergleich zur herkömmlichen CO2-Bespreisung beinhalten Schattenpreise auf lange Zeit festgelegte Folgekosten, die nicht zu zahlen sind, aber bei Investitionsentscheidungen in die Gesamtkosten eingepreist werden. Das bedeutet, dass CO2-Preise selbst dann berücksichtigt werden, wenn sie aktuell null sind. Der CO2-Schattenpreis wurde bisher pilothaft bei sechs Baumaßnahmen des Landes im Rahmen von Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen für Energieversorgungskonzepte erprobt. Ganz aktuell diene der Neubau der Justizvollzugsanstalt (JVA) Rottweil als Pilotprojekt.

Die JVA Rottweil ist aufgrund der umstrittenen Standortentscheidung sowie der laufenden Kostensteigerungen ein Dauerbrenner. Jüngst sorgte der Wechsel des Architekturbüros und neuerliche Kostensteigerungen auf nunmehr 240 Millionen Euro für Furore. Auch in der Diskussion: Dachbegrünung oder PV-Anlage. „Man hat zuerst ohne PV-Anlage geplant, was völliger Unsinn ist. Zudem ist es ein Hohn, dass das Land gleichzeitig eine PV-Pflicht auf allen Gebäuden beschließt, dem dann aber selbst nicht nachkommt,“ findet der FDP-Abgeordnete. Im Stadtrat habe man zunächst auf eine Dachbegrünung gedrängt, dann aber doch nachgegeben. Mit Blick vom Thyssen-Krupp Testturm auf den Neubau der JVA würden PV-Anlagen auf dem Dach den Ausblick beinträchtigen, so die Meinung mancher Gemeinderäte. „Wenn die Solardachpflicht greift, sieht man überall PV-Anlagen,“ erklärt Karrais.

Gewundert habe ihn dann aber im Zusammenhang mit dem CO2-Schattenpreis für die JVA, dass die PV-Anlage nicht von vornherein geplant gewesen sei. „Das kostet zwar erst Mal mehr, spart aber auf lange Sicht immens Energiekosten,“ begründet der Politiker das. Insofern sei fraglich, ob der Schattenpreis so funktioniere. Das Modell dieser fiktiven CO2-Kosten finde Karrais grundsätzlich interessant, allerdings brauche man dafür auch klare Regeln, wie dieser bestimmt werden solle. „Unser Antrag zeigte, dass die Landesregierung beim von ihr angekündigten CO2-Schattenpreis noch gar keinen Plan hat, wie sie diesen konkret umsetzen will,“ so der Rottweiler Abgeordnete. Bei dessen Einführung handele es sich um ein rechtlich komplexes Vorhaben, das noch zu prüfen sei, schreibt die Landesregierung. Karrais zeigte sich enttäuscht: „Schnell wirksame Maßnahmen zum Klimaschutz sehen anders aus.“ Das Pilotprojekt in Rottweil könne laut Karrais als Blaupause gesehen werden. „Angesichts der explodierenden Kosten des Neubaus ist es meiner Meinung nach jedoch fragwürdig, ob die JVA ein geeignetes Pilotprojekt ist. Schon jetzt bemängelt der Rechnungshof die immense Kostensteigerung,“ so die Bewertung des FDP-Politikers. Welche Auswirkungen der Einbezug der Klimafolgen des Neubaus dann am Ende habe, sei bisher undurchsichtig.